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ALLY THE FIDDLE

 

Zur Veröffentlichung, von Allys neuer CD "The One" haben wir die es uns nicht nehmen lassen, die Geigerin einmal persönlich auf ihr neustes Album anzusprechen und einige Dinge zu hinterfragen, die uns neu waren. Gerne war Ally bereit, uns Rede und Antwort zustehen.

 

 

MHF: Die neue CD ist ja mehr oder weniger den Fans als solchen zu verdanken, da sie euch finanziell unterstützt haben. Ihr hattet ein Crowdfunding Projekt gestartet und über dieses die neue CD finanziert. Wie kam es dazu?


Ally: Das stimmt, ohne die Fans und Freunde wäre die Produktion des Albums auf jeden Fall sehr viel schwieriger geworden. Da wir an keine Plattenfirma gebunden sind, fehlt uns allerdings auch ein damit verbundener finanzieller Vorschuss, denn alleine könnten wir das nicht tragen. Daher brachten mich mein Freund und dessen Bruder auf die Idee. So setzt sich die Hilfe aus Vorschüssen und Spenden zusammen – eine sehr gute Idee für kleinere Bands, wie uns.


MHF: Ich persönlich war, gegenüber eines Crowdfunding Projektes, immer geteilter Meinung. Zum einen ist es ne gute Sache, um die Arbeit voran zu treiben, zum anderen hat es für mich immer einen faden Beigeschmack, da es ja irgendwo auch eine Bittstellung an die Fans ist. Hier möchte ich aber noch hinzufügen, dass es aber für alle Spender dann doch noch eine Entlohnung gab! In diesem Zusammenhang stellt sich mir die Frage: Gab es ein Wohnzimmerkonzert?


Ally: Vielleicht sollte man das Wort „Bittstellung“ eher durch „Vorschuss“ oder „Zuschuss“ ersetzen, denn an sich ist es nichts negatives, diejenigen um Hilfe zu bitten, denen die Musik gefällt oder die mit uns so viel verbindet, dass sie uns gern unterstützen. Schließlich ist es kein Handaufhalten, sondern man bietet eine Gegenleistung; so wie Du schon sagst, neben der Musik auch sog. „Dankeschöns“. Wie z.B. Meet & Greets, limitierte Sondershirts oder eben das Wohnzimmerkonzert. Und ja, es ist zustande gekommen. Wir planen bereits mit dem Erwerber einen gemeinsamen Abend, der bereits sehr vielversprechend aussieht.


MHF: Wenn man deine vergangenen CDs mit „The One“ vergleicht, ist klar hier hat sich einiges geändert. Als da wäre z.B., dass Du nun auch gesanglich etwas zur Musik beiträgst. War es dir ein Bedürfnis, auch textlich etwas rüber zu bringen oder ist es eher ein experimenteller Gedanke gewesen?


Ally: Das mit dem Gesang war nie geplant, aber wir stießen leider immer wieder auf Ressentiments deswegen. Vor allem bei allen, die uns eventuell einmal geschäftlich zur Seite stehen sollten. Es war also die Entscheidung: wollen wir rein nur das machen, was uns am Herzen liegt oder möchten wir mit unserer Musik auch unterwegs sein können. Und solange der Kompromiss nur der ist, Gesang in unser Repertoire zu nehmen, fällt er uns nicht schwer. Ich sehe das absolut auch als Möglichkeit, mehr sagen zu können, als durch Instrumentalmusik.


MHF: Ihr standet also vor der Entscheidung, Gesang und Aufmerksamkeit oder kein Gesang und so weiter machen wie gehabt? Ich frage deshalb, weil ich, speziell die „Red Unicorn“, deine Musik sehr gemocht habe und gerade der nicht vorhandene Gesang das Ganze zu etwas Besonderem gemacht hat. Kann man also davon ausgehen, dass es dabei bleibt und Du auch in Zukunft auf deinen Scheiben singen wirst?  


Ally: Wir werden weiterhin die Mischung beibehalten. Rein instrumental zu sein, mag uns einzigartiger gemacht haben, aber auch das Publikum nimmt diese Art Musik weniger gut an. Würden wir so bleiben, wie bei den ersten Coversongs „Catharsis“ oder „Toss the Feathers“, käme das bei den Zuhörern eventuell noch gut rüber, weil es eher schlichte Folktunes mit einfachem Rockbrett sind; allerdings würde uns das als Musiker bei weitem nicht zufrieden stellen. Und die Instrumentalmusik, die wir lieben und schreiben, ist eher für den anspruchsvollen Zuhörer, wobei wir feststellen mussten, dass diese Form der Musik nicht von vielen verstanden wird. Nicht zu unterschätzen zudem die Wirkung von Gesang auf das Publikum. Die menschliche Stimme ist für die Kommunikation ein derart wichtiges Mittel, dass eher wenige darauf verzichten können. So fällt es uns viel leichter, die Leute auf unsere musikalische Reise mitzunehmen und ihnen einen schönen Abend zu bereiten. Für mich liegt die Magie also in der Abwechslung von gesungenen Songs, leichten Folktunes und anspruchsvollen Progressivtiteln. Unsere aktuelle Tour ist so auch augenscheinlich viel erfolgreicher, als die vergangenen. Und dabei geht es nicht darum, reich und berühmt zu werden, sondern einfach nur, von Clubs Engagements zu erhalten und am Abend ein erfülltes Publikum nach hause gehen zu sehen.


MHF: Kommen wir zur neuen CD, man bemerkt, im Gegensatz zu „Red Unicorn“ eine Veränderung. Ob diese nun positiv oder negativ ist, soll jeder für sich selber entscheiden, jedoch habt ihr auf „The One“ an Tempo gespart. „The One“ ist nun doch etwas ruhiger und getragener ausgefallen. Hattet ihr das geplant oder war es ein natürlicher Prozess?


Ally: Ich sehe diese Veränderung als eine sehr positive Entwicklung. „Red Unicorn“ war noch sehr folklastig. Aber schon der Song „Days of Thunder“ auf dieser EP hat den eigentlichen Weg vorgegeben, auf dem es weitergehen sollte. „The One“ entspricht absolut unserer und vor allem meiner persönlichen Entwicklung, da sie viel progressiver geworden ist.
Dass wir dieses Mal etwas besinnlicher klingen, ist doch eher ein Zufall. Ich habe einfach das geschrieben, was sich ergeben hat oder was seit Jahren in meinem Kopf geschmort hat. Manches ist sogar ruhiger geworden, als ursprünglich angedacht, wie „Come with me“. Die meisten Nummern sind allerdings auch im Winter entstanden, vielleicht lag es an der Jahreszeit. Ich hatte das erste Mal Zeit für ausgedehnte Spaziergänge und konnte den Schnee, die Luft, die Gerüche und Geräusche auf mich wirken lassen.
Wobei ich aber auch sagen muss, dass manche Songs und Riffs alles andere als „ruhig“ sind.


MHF: Nun mal eine Frage zur Band an sich. Ihr habt seit kurzer Zeit einen neuen Bassisten. Stell ihn uns doch bitte kurz vor!

Ally: Unser Thorsten (Thorsten Hartung, ehem. „No More“) ist Ende 2012 in den Musikerruhestand gegangen, d.h. er hat sich gänzlich vom aktiven Musikerleben verabschiedet. Daraufhin haben wir ein Casting gemacht, um ein neues Bandmitglied zu finden, das perfekt zu uns passen sollte. So sind wir zu Simon gekommen. Simon (bürgerlich Szymon Tumielewicz) ist unser „Weltenbummler“; ursprünglich aus Polen, hat er die letzten Jahre in vielen verschiedenen Ländern verbracht, bis er glücklicherweise nach Deutschland gekommen ist. Hier spielte und spielt er in verschiedenen Metalformationen. Auch als Gitarrist. Wir haben das letzte Jahr miteinander gespielt und sind gereist und hätten keinen besseren finden können! Simon ist einfach Rock’n Roll! Groovt, tappt, spielt wie ein Tier. Einfach klasse. Und ist auch als Person die perfekte Ergänzung für uns.


MHF: Wie gestaltet sich eigentlich das Tourleben mit deiner Band im Gegensatz zu dem mit Haggard? Bei Haggard sind ja nun doch einige Leute mehr zu berücksichtigen, was Gewohnheiten und Wünsche angeht (nicht nur was den Soundcheck angeht, denke ich). Ist es eine Erleichterung mal mit kleinem Stab zu reisen oder kommt dann Langeweile auf?


Ally: Das Tourleben mit meiner Band ist wirklich sehr entspannt. Ich habe das große Glück, dass soweit alle ganz „pflegeleicht“ sind und respektvoll miteinander umgehen. Wir haben natürlich noch nicht die Reisemöglichkeiten wie größere Bands. So kommen Nightliner und große Hotels für uns natürlich noch nicht in Frage. Aber wir versuchen, es uns so bequem wir möglich zu machen und ich bin sehr dankbar, dass alle das mitmachen. Ein großer Segen sind dabei meine Brüder, die uns fahren und überall mit anpacken, wo sie gebraucht werden. Ebenso unser kleines Team, das langsam wächst. So haben wir eine zauberhafte Merchfee und eine großartige Tontechnikerin. Für mich ist es aber insofern anstrengend, als dass wir auch noch keinen Tourbegleiter haben und so die ganze Organisation vor (abgesehen von der Vermittlung meines Bookers), während und nach den Gigs in meinen Händen bleibt. Ich wäre auf Tour allerdings lieber nur Künstler, aber das ist noch Zukunftsmusik.


MHF: Eine Ally-Tour bedeutet für dich also mehr Arbeit und kostet dich mehr Kraft?


Ally: Natürlich. Eine etwas größere Band hat ein entsprechendes Team um sich, das sich um die Buchung der Konzerte (da haben wir wie gesagt jemanden), um die Promotion, um die Logistik, um die Show, um die Technik und um die Abläufe etc. kümmert. Das mache ich größtenteils jedoch selbst. Angefangen von der Organisation von Probenräumen über die Beschaffung eines Vehikels bis hin zum Tagesplan der Konzerte.


MHF: Wie geht’s weiter bei dir? Nach der Veröffentlichung von „The One“, seid ihr ja erstmal auf Tour. Was geschieht danach? Geht’s wieder ins Studio oder gibt’s dich wieder auf diversen Platten und Bühnen zu belauschen und zu bestaunen?


Ally: Das kommende Jahr hält schon viel für uns bereit. Im Februar haben wir die letzten Tourstationen, aber es folgen noch ein paar Clubgigs und ein paar Festivals. Im November dürfen wir dann wiederum lange unterwegs sein, da die lieben Kollegen und Freunde von der „Letzten Instanz“ uns die Möglichkeit geben, sie auf ihrer Tour „Im Auge des Sturms“ zu supporten. Im darauffolgenden Jahr stünde theoretisch wieder ein Album an. Mal schauen, ob wir das realisieren können, denn es gibt so viele musikalische Ideen, die sich ihren Weg bahnen möchten. Was mich selbst anbelangt: Im März sind dann zum ersten Mal als eigenständige Band die „Zaubererbrüder“ auf Tour. Diese Tour ist sogar schon beinahe ausverkauft. Wir haben jetzt so lange darauf hingearbeitet, dass wir es alle gar nicht abwarten können und uns unbändig über den großen Zuspruch freuen. Zudem beginnt für mich gerade wieder die „Schandmaulzeit“, da ich Anna in diesem Jahr erneut vertreten darf. Wir werden gemeinsam mindestens bis in den April auf „Unendlich“-Tour sein. 2014 werden auch „Knorkator“ wieder groß auf Tour gehen. Und auf der dazu erscheinenden Scheibe „We want Mohr“ habe ich ebenfalls den Geigenbogen geschwungen. Im Februar erscheint außerdem die Live-DVD der „Letzten Instanz“, der Mitschnitt ihres Jubiläums aus dem vergangenen Jahr, wo ich meine tolle Kollegin Frau Schmitt („Subway to Sally“) endlich einmal kennenlernen konnte.
Ansonsten: das Jahr ist ja noch jung – da kommt sicherlich noch so einiges.

 

Mehr Infos zu Ally gibts hier: www.ally-fiddle.de

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