- Lesezeit: 3 Minuten
- Location/Festival: HKB
- Ort: Neubrandenburg
- Vorbands: keine
- Datum: 21.11.2019
Heute steht Slime auf dem Plan. Wiederentdeckt habe ich Slime durch das “Wem gehört die Angst” Album. Tolles Ding! Kurz danach schied Diggen leider aus und alle waren gespannt, was nun aus der mitunter wichtigsten deutschen Punk Band werden würde, ohne ihr stimmliches Aushängeschild. Ja und dann kam “Zwei” raus. Der Neue am Mikro heißt Tex und ist klanglich etwas anderes als Diggen, aber nicht schlechter. Im Gegenteil, ich wurde schnell mit dem neuen Stil warm. Dann, im Jahre 2022, sah ich sie das erste Mal in Wacken live, was mich auch überzeugt hat. Die etwas starre Art von Tex auf der Bühne lass ich jetzt mal so dahingestellt (haha, so kam er mir auch vor). Wichtig ist unterm Strich, was dabei rauskommt. Nun ist es endlich soweit und ich begebe mich mit meiner Einsatzbegleitung - die original Begleitung ist leider erkrankt, auf nach Berlin, um Slime in einem eher kuscheligem Umfeld zu bewundern. Ab ins SO36!
Das wohl kleinste Parkhaus der Welt, wird wieder unser Land- und Abflugpunkt sein.
Vor dem SO ist schon allerhand los und das obwohl wir schon weit vor dem Einlass hier sind. Die Stärkung für diesen Abend sollten Hot Dogs sein, aus der wenige Meter entfernten Hot Dog Bude. Dazu noch ein Fußpilz und wir warten in der Kälte darauf, dass sich die Tore öffnen.
Nach dem Einlass gibt's etwas Kühles von der Bar und wir warten erneut. Doch das Warten hat sich gelohnt! Als Opener fungiert “Komm schon klar” und lässt Slime gleich die Oberhand, im ausverkauften SO36, gewinnen. Gefolgt von Granaten wie “A.C.A.B"...", "Weil fickt euch alle”, mit aufrichtiger und lautstarker Publikumsbeteiligung, “Schweineherbst”, “Outlaw” usw. usf…. Diese Setlist kann nur gewinnen! Der Brecher ist bei mir jedoch “Taschenlampe”. Er zählt auf dem Album zu meinen Lieblingen. Wirklich tolles Stück.
Mit einer kleinen Zugabe, nach dem regulären Gig, beendet Slime ihr Konzert standardmäßig mit "Störtebeker", damit der Saal noch einmal ordentlich ins Schwitzen gerät. Alle Anwesenden werden morgen ganz genau wissen, was sie getan haben, spürbar an den schmerzenden Knochen, sowie der Heiserkeit.
Die Rückfahrt zehrt von Erzählungen und Schwärmereien über das Konzert und meine treuer Beifahrer schafft es sogar, nach all den Cola-Wodka, die Müdigkeit zu überwinden und sich köstlich zu amüsieren über das Blitzerfoto, sowie zu ärgern, über die Unmöglichkeit nachts in Berlin an der Tanke eine Bockwurst zu kaufen.
Mit einem guten Zeitpuffer erreichen wir unser Ziel und besorgen uns noch, bevor es losgeht eine anständige Bockwurst an der Tanke. Naja, anständig ist anders. Diese wässerige Scheiße kann man keinem Anbieten. Die liegt sicher schon seit heute früh in ihrer eigenen Bockwurstsuppe und dampft traurig vor sich hin. Mit einer ordentlichen Portion Senf passt es und das Ding verschwindet im Magen, um zu dem zu werden was eigentlich, wie oben erwähnt, schon ist. Zum Glück war das das Schlechteste, was heute Abend passieren wird.
Erection und Slime haben heute eingeladen und wollen dem geneigten Publikum ein paar Songs um die Ohren hauen. Da bin ich dabei! Knapp ein Jahr ist es her als ich sie in Berlin sah. Mal schauen, wie es heute läuft.
Die Vorband an verschiedenen Abenden der Tour ist Erection. Erection fielen vor dem Gig schon auf, da ihr Merch passenderweise ein erigiertes Glied zeigte. So spannend wie ihr Merch waren Erection dann leider nicht. Den Abend hatte ich drei Songs auserkoren, die mir noch auf der Heimfahrt durch den Kopf gingen. Der Rest war leider so schnell wieder raus aus dem Ohr wie es drin war. Es fehlte die Griffigkeit der Musik. Erection machten den Eindruck von bunt gefärbten Studenten, die sich n bisschen austoben wollten. Die Authentizität kam nicht so rüber wie gewollt, auch wenn sie sich echt abrackerten.
Das Warten auf Slime hatte ein schnelles Ende. Der Umbau ging zügig voran. Es knallte, wie erwartet, mit „Ich komm schon klar“ los, direkt gefolgt von „ACAB. Der Bereich vor der Bühne wurde gleich vom pogenden Mob übernommen und war, sofern man nicht mit reingezogen werden wollte nicht zu betreten. Die Bewegung wurden wohlwollend von den Protagonisten auf der Bühne wahrgenommen. Nici grinste sich einen ab und auch der Rest hatte seinen Spaß an der sich bewegenden Menschenmasse. Einer stach besonders heraus. Ein großer kräftiger Mann mit breiten Schultern und wenig Ausdauer wie mir schien. Er hat sich verausgabt und kam zu kurzer Pause immer wieder an den Rand, kniete sich hin, holte Luft und ist dann wieder mit vollem Karacho in die Menge gelaufen. Fünf Minuten später das gleiche Bild. Wie der Terminator, wenn die Blitze vorbei sind und der Nebel sich gelichtet hat, kniete er da und versuchte wieder zu Kräften zu kommen, um direkt wieder in den Pogo-Tanz einzusteigen. Erheiternd! Überhaupt war es ein großartiges Bild. Ausnahmslos jeder hat sich in diesem Gewühle gefreut. Es waren junge zarte Damen, ältere Herren mit Nickelbrille, der Terminator und kleine, junge Punker, die sich hin und her schubsten. Ein herrlicher Anblick. Der wilde Tanz wurde durch einen Akustikblock unterbrochen auf den gleich „Sein wie die“ und „Taschenlampe“ folgten. Danach gings gleich wild weiter. Der Zugabenblock ist traditionell ja immer das Schmankerl bei einem solchen Konzert und so soll es auch heute sein. Hier versteckte sich dann noch „Outlaw“, „Störtebecker“ oder auch „Linke Spießer“.
Es war ein gutes Konzert mit einer starken Songauswahl und einem dankbaren Publikum sowie einer motivierten Band. Richtig gut! Beim nächsten Mal bin ich garantiert wieder dabei!
Nach über einem Jahr Wartezeit war es nun endlich soweit. Der eigentliche Gig vom Vorjahr musste, bedingt durch Corona, verschoben werden. Subway To Sally haben den Weg in den M.A.U.-Club in Rostock gefunden. Bei der Ankunft ist schon nicht zu übersehen, wie begehrt die Band und ihr Konzert sind. Die Schlange ist unsagbar lang und lässt jetzt schon ahnen, dass es nachher wirklich gemütlich wird. Das Mau hat bei Acts dieser Größe immer etwas zu kämpfen. Naja, weniger das Mau selbst als das Publikum. Heute ist es nicht anders. Der Laden ist gerappelt voll. Es drängt sich Mensch an Mensch. Zum Tresen oder zurück zur Bühne zu gelangen, grenzt schon fast an Arbeit.
Na, das lohnt sich für Subway To Sally.
Die Band zeigt sich in bester Spiellaune, was sicher auch daran lag, dass es für 1/7 der Band ein Heimspiel war. Da zeigt man schonmal, was man so auf dem Kasten hat. Ja, auf dem Kasten haben die Damen und Herren so einiges und es war ein wirklich schwungvolles und positives Konzert. Von Seiten der Bühne und aus dem Saal. Publikums Chöre und lautes Mitsingen inklusive. Die Potsdamer haben ihr Publikum im Griff und treiben es mit Hits wie “Eisblumen” oder auch “Unsterblich” an. Ein wirklich cooler Moment war der Abschluß, bei dem die Anwesenden im ganzen Saal mit involviert wurden, um den Abgang der Band und das Ende des Konzertes einzuleiten. Kein anderer Song als “Julia und die Räuber” eignete sich dafür, den Konzertabend angemessen zu beenden. Nach zwei Zugaben und besagtem Mitsing-Part war es dann auch, nach einer wirklich fast schon ermüdenden Spielzeit, vorbei.
So voll der Club auch war, er leert sich schneller als man gucken kann und die laue Oktobernacht lädt dazu ein, noch vor dem Etablissement zu stehen und da sein oder andere Bier zu trinken. Unglaublich, wie angenehm warm es sein kann zu dieser Zeit und wie viele Leute sich hier in Gespräche vertiefen, ohne sich überhaupt zu kennen. Solche Abende empfinde ich immer als sehr gelungen und freue mich schon auf das nächste Konzert hier, ob nun Subway To Sally oder eine andere Band ist mir das schon ziemlich egal.
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