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KILLFLOOR MECHANIC

 

 Die Lübecker KILLFLOOR MECHANIC, haben mit ihrem Debütalbum, "Estimated Time Of Death", in so ziemlich jeder Hinsicht, eine wahre Perle abgeliefert. Ein schwungvoller, moderner Schlag in die Fresse! Gitarrist Lasse, war gerne bereit, sich den Fragen, rund um die Band und die Scheibe, zu stellen.

MHF: Hi Lasse, danke, dass Du dir die Zeit genommen hast auf einige Fragen zu eurem neuen und ersten Album „Estimated Time Of Death“ einzugehen. Lass uns doch als erstes Mal die Entstehungsgeschichte von KILLFLOOR MECHANIC beleuchten. Ihr seid ja nun keine unbeschriebenen Blätter und auch schon einige Zeit im Musikgeschäft unterwegs. Nicht nur als Musiker, sondern auch, wie in deinem Fall, hinter den Kulissen. Wie kam es zu KILLFLOOR MECHANIC?

Lasse: Ja, in der Tat haben alle KFM-Mitglieder schon reichlich Erfahrung in anderen Bands sammeln können, und so ist KFM letztendlich auch nach und nach entstanden. Ich habe mit Marcel schon lange vorher in diversen Bands gespielt, somit waren die Posten der Gitarristen schon klar besetzt, als wir die Band (damals noch unter anderem Namen) gründeten.Wie du schon erwähnt hast, bin ich ja auch als Produzent "hinter den Kulissen" tätig, daraus ergab sich dann der Vorteil, dass wir uns einige der Perlen unter den Musikern herauspicken konnten, mit denen ich vorher schon auf die ein oder andere Art im Studio zusammengearbeitet habe. Daher war schon bei Gründung der Band klar, welche Stärken die Bandmitglieder haben.

MHF: Das bedeutet, Du und Marcel ihr seid die Köpfe der Band, oder „nur“ die Gründer?

Lasse: Das ist so schwer zu beantworten... zum gewissen Grad mag das stimmen, ich kann jetzt nur für mich reden, aber ich denke, dass es in einer Band wenigstens einen geben muss, der etwas die Marschrichtung angibt, und ich denke, dass die anderen das von mir erwarten... Eine Rolle, die ich eigentlich nicht unbedingt gerne übernehme, da ich beruflich und zeitlich sehr eingespannt bin und mich in der Band lieber mal zurücklehnen würde, aber man kann sich das nicht immer aussuchen, oder?

MHF: Nach all den Jahren habt ihr ja nun auch endlich einen endgültigen Namen gefunden. Warum die ganzen Wechsel? Warum nun KILLFLOOR MECHANIC? Was steckt dahinter?

Lasse: Tja, das ewige Leid mit dem Bandnamen, wer kennt das nicht? Es ist ja heutzutage echt schwer einen Bandnamen zu finden, der nicht quasi aus einem kompletten Satz besteht ("something does something else"), für uns war aber klar, dass wir diesen Weg nicht gehen wollten und so suchten wir nach einem griffigen Namen, der ohne "Verb" auskommt. Wir einigten uns damals auf "Rarefaction" und haben unter dem Namen auch einige Gigs bestritten und Fans gesammelt, allerdings hat sich dann ein Musiker aus den USA den gleichen Namen schützen lassen (in den USA ist das etwas einfacher als hier) und die Löschung aller unserer Seiten bei Facebook, YouTube etc. veranlasst, wir mussten also auf einigen Ebenen wieder von vorne anfangen. In dieser Übergangszeit hatten wir noch kurz einen "Platzhalter Namen", den wir für einen Gig genutzt haben, den wir schon vorher bestätigt hatten, relativ bald darauf ging wieder die ernsthafte Suche nach einem neuen und endgültigen Namen los. Griffig sollte er sein, außerdem nicht politisch oder religiös vorbelastet, wichtig war uns darüber hinaus, dass der Name auch etwas über unsere Musik aussagt… Technisch, modern aber doch roh und brutal… mit "Killfloor Mechanic" haben wir diesen dann gefunden.

MHF: Sehr überrascht hat mich eure erste Tour die ihr gleich mit Größen wie Finntroll und Keep Of Kalessin absolviert habt. Vitamin B oder günstige Umstände?

Lasse: Wir haben das Glück mit einem kleinen aber feinen Label zusammenzuarbeiten (Firefield Records), unmittelbar nach dem signing wurden uns direkt 2 verschiedene Touren angeboten, die eine davon war eben die Europatour mit Finntroll und Keep Of Kalessin, man könnte also sagen, dass wir die Tour dem "günstigen Umstand" verdanken, dass unser Label gute Kontakte hat und viel für uns tut.

MHF: Das ein Label viel für eine Band tut, ist leider kein Regelfall mehr! Welche Erfahrungen machst Du als Produzent, hinsichtlich der neueren Bands? Gibt es diese entdeckungs-push-groß-rauskomm-geschichten überhaupt noch, oder basiert letztendlich doch alles darauf, dass die Bands die ganze Kohl und ihre Freizeit opfern um Stück für Stück nach vorne zu kommen?

Lasse: Meiner Erfahrung nach ist es so oder so unerlässlich, dass eine Band komplett alles reinsteckt, ob mit oder ohne Label. Schließlich geht ein Label auch ein gewisses Risiko ein, wenn es eine Band signed...und das passiert eben gar nicht erst, wenn das Label das Gefühl hat, dass die Band sich nicht den Arsch aufreißt und bereit ist alles zu tun. “Groß rauskommen” ist dabei natürlich eine Frage der Erwartungen, für eine Metal Band ist es ja schon relativ groß einige Tausend CDs zu verkaufen, für Lady Gaga wäre das aber eher ein Reinfall. Reich wird man wohl nicht damit werden in einer Metalband zu spielen, aber es gibt immer noch Bands, die es schaffen viele gute Gigs zu spielen und sich einen Namen in der Szene zu machen, und das ist meistens ja auch das Ziel der Bands

MHF: Kommen wir zum Album! Mir ist aufgefallen, dass ihr neben dem modernen Kram eigentlich eine hervorragende Thrash Band seid. Habt ihr absichtlich den Sound verjüngert, um mit der Zeit zu gehen oder war es ein natürlicher Entstehungsprozess?

Lasse: Die Songs sind tatsächlich sehr natürlich entstanden, und wurden nicht in Hinblick auf jung oder alt konstruiert. Den Hauptanteil am Songwriting hat Marcel beigetragen, er kam also mit quasi fertigen Songideen in den Proberaum, auf deren Basis wir dann die finalen Songs bauen konnten, somit konnte natürlich jeder einzelne seine Stärken und Einflüsse mit einbringen und dazu beitragen den KFM Sound zu formen.

MHF: Inwiefern haben die“ rekrutierten“ Bandmitglieder ein Mitspracherecht? Es gibt genug Beispiele, in denen die Köpfe die Fäden ziehen und der Rest als Mucker nur mitzieht.

Lasse: Jeder der Musiker hat andere Stärken, die er in die Band einfließen lässt, und die auch sehr willkommen sind, d.h. jedes Mitglied bringt den eigenen Stil/Charakter mit in die Band ein, dadurch wird das Gesamtergebnis natürlich geprägt, somit ist der Sound von KFM durchaus ein Produkt der einzelnen Mitglieder. Dennoch kann es natürlich in manchen Situationen nötig sein, eine Entscheidung zu treffen oder Aufgaben zu “delegieren”, da ist es vielleicht manchmal schwierig eine Band komplett demokratisch zu führen (siehe oben). Aber ich persönlich finde es immer wichtig, dass alle Musiker in der Band sich mit allen Entscheidungen wohl fühlen und das Bandklima stimmt. Manchmal ein Drahtseilakt

MHF: Zum Thema Sound, mir ist auch aufgefallen, dass ihr die Scheibe mit relativ vielen Spielereien vollgepackt habt. War dies ein spezielles Bedürfnis von deiner Seite, um auch als Produzent zu glänzen oder wurden diese Feinheiten schon bei den Proben erdacht?

Lasse: Das kommt drauf an was du mit "Spielereien" meinst, die vielen kleinen Lead und Melodiegitarren sind schon ein sehr früher Teil des Songwritings, also schon Teil des Gerüsts mit dem die Aufnahmen im Studio begonnen haben. Der Gesang entstand zum Großteil im Studio, unser Sänger Felix ist dabei so kreativ, dass er sehr viele gute Ideen einbringt aber auch so professionell, dass er meine Ideen im Studio schnell und gut umsetzen konnte. Ähnlich verliefen die Drumaufnahmen mit Maik. Das Einzige, was dann noch hinzugefügt wurde sind einige Keys und Synthies (ich denke das meinst du mit Spielereien?), diese stammen von einem Kollegen von mir, mit dem ich vorher schon an anderen Projekten gearbeitet habe, er hatte dabei relativ freie Hand und wir sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Wichtig war uns bei dem Einsatz von diesen Elementen, dass sie wirklich nur "Zuckerguss" sind und die Songs auch ohne z.B. die kleinen Synth. Flächen hier und da live funktionieren.

MHF: Ja, das war es was ich damit meinte. Mir ist aufgefallen, dass es nicht von Anfang an möglich ist, eine grade Linie in den Songs zu finden. Sie wirken im ersten Moment etwas überladen und kopflastig. Der Sinn, sowie die Struktur, kommen erst mit dem mehrmaligen Hören. Das ist nichts Schlechtes! Es ist schön, Platten mehrmals hören zu können, ohne dass sie langweilig werden und man noch nach einem Jahr oder länger, etwas Neues für sich entdecken kann.

Lasse: Ja, ich verstehe was du meinst. Ich mag Feinheiten in Songs, die nicht den Song ausmachen (also so, dass der Song auch komplett ohne die Feinheiten funktionieren würde), dennoch aber so viel zum Song beitragen, dass man sich nicht zu schnell am Song satt hört. Bevor jeder 1000000 mp3 auf seinem Rechner hatte, haben wir auch die gleichen CDs immer und immer wieder gehört, man muss guter Musik diese Möglichkeit bieten, ohne dass sie zu vertrackt ist oder nach dem ersten Hören langweilig wird.

MHF: Überhaupt, wie lange habt hat es denn gedauert die Scheibe zurechtzuzimmern und in dieser, wirklich guten Qualität, fertig zu produzieren?

Lasse: Vielen Dank. Das war in der Tat ein sehr langwieriger und mühseliger Prozess. Ich bin in meinem Studio immer recht lange im Voraus ausgebucht und sehr stark mit den Projekten meiner Kunden ausgelastet, d.h. ich konnte nicht einfach mal 4 Wochen Zeit nehmen um die eigene Band zu produzieren, die einzige Möglichkeit war hier und da mal 30 Minuten oder eine Stunde für Aufnahmen zu nutzen und die ganzen kleinen Arbeiten in kleinste Lücken in meinen Kalender zu stopfen. So hat der gesamte Entstehungsprozess sich insgesamt über den Zeitraum von ca. 18 Monaten hingezogen. Den Stress und die Frustration, die diese Arbeitsweise mit sich bringt, kann wahrscheinlich jeder Musiker nachempfinden. Wer arbeitet schon gerne an 2 Jahre altem Material? Umso glücklicher waren wir dann alle, als das finale Master endlich fertig und verschickt war, und ich muss sagen, dass wir trotz der stressigen Arbeitsweise und den notwendigen Kompromissen, die solch eine Arbeitsweise mit sich bringt, im Endeffekt alle sehr stolz und zufrieden mit dem Resultat sind.

MHF: Das heißt ihr habt das Album in 18 Monaten geschrieben und produziert?

Lasse: Jein, die Songs standen eigentlich schon zum Großteil, als wir mit den Aufnahmen begonnen haben, dieser kaugummiartige Aufnahmeprozess über 18 Monate entstand wirklich nur aus der Not heraus. Stell dir einen Maler vor, der 12 Stunden am Tag arbeitet, da bleibt kaum Zeit um das eigene Haus zu streichen, also macht er mal ne Tür, dann ne halbe Wand, dann wieder ein paar Wochen garnichts, dann vielleicht noch nen Teil der Wand etc.. Es ist also nicht so, dass der Maler sich 18 Monate Zeit für sein Haus nimmt, sondern einfach so, dass er keine Zeit für sein eigenes Haus hat, und somit streicht er sein Haus in einem langwierigen Prozess Stück für Stück. So ist die KFM Scheibe entstanden, das sorgt natürlich u.U. für viel Frustration und bedeutet, dass einige Kompromisse eingegangen werden müssen aber letztendlich war das Haus dann doch gestrichen. Beim nächsten Mal läuft's aber anders.

MHF: Wo habt ihr Felix (Sänger) her? Er treibt euren Altersdurchschnitt ja ziemlich nach unten und es ist doch verwunderlich, dass ihr als alt eingesessene Hasen einen, sagen wir mal unbefleckten, mit ins Boot holt.

Lasse: Dabei ist er sogar noch älter als er aussieht. Felix war einfach meine erste Wahl für die Band, da er nicht nur ein hervorragender Musiker (Gitarre und Drums) ist, sondern auch einen ganz eigenen Stil im Gesang hat, ich mochte seine besondere Phrasierung in den Growls und insbesondere die für Metal eher untypische Art clean Vocals zu singen. Felix' Herangehensweise an clean Vocals erinnert eher an einen guten Popsänger (kein Wunder, macht er doch mit seiner anderen Band Popmusik), er beherrscht Oktavsprünge von der Bruststimme in die Kopfstimme ohne "Autotune" und hat das Talent diesen Stilmix hervorragend in einen Metalkontext einzubringen, das habe ich so bisher noch von keinem anderen Sänger im Metal gehört. Darüber hinaus ist er auch ein hervorragender Performer und "n dufter Kerl"

MHF: Wie sehen die Zukunftspläne von KILLFLOOR MECHANIC aus?

Lasse: Obwohl mit den Arbeiten am Songwriting zum zweiten Album bereits begonnen haben, liegt das Hauptaugenmerk noch darauf viel live zu spielen, wir arbeiten gerade an einer sehr interessanten Tour für 2014 (Daumen gedrückt, noch ist nichts in trockenen Tüchern) und würden liebend gern einige der Festival spielen (alle Anfragen gerne weiterleiten ). Weiterhin sind wir aber auch auf der Suche nach Einzelgigs ... spielen, spielen, spielen!

Weitere Infos zu KILLFLOOR MECHANIC gibts unter:

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