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Party.San 2022

Seit 2014 fahren wir jedes Jahr auf das großartigste Festival überhaupt, was uns in den letzten beiden Jahren, wie so vieles, verwehrt war. Doch nun war es wieder soweit! Das Party.San Open Air 2022 durfte stattfinden und, so viel kann ich vorwegnehmen, es hat sich mehr als gelohnt, darauf zu warten. Auch nach der zu langen Pause sind viele altbewährte Dinge gleichgeblieben: Harte Klänge, trotz der gestiegenen Preise faire Angebote, fantastische Leute, kühles Bier und eine hervorragende Organisation. Dieses Jahr war es auf dem Flugplatz Obermehler in Schlotheim mal wieder besonders warm, was zwar recht auslaugend war, einem aber nicht den Spaß verdorben hat. Ausreichend Wind gab es selbstverständlich ebenfalls wieder, aber immerhin keine Sturmwarnung… Auch dieses Jahr ist unser Grüppchen zur Hälfte bereits am Mittwoch angereist, um sich gemütlich häuslich niederlassen zu können, vorfreudig zu prüfen, ob das Bier schon schmeckt und die Zeltnachbarn kennenzulernen, was dieses Jahr zu einer besonders lustigen Angelegenheit geworden ist.

Dieses Jahr habe ich es erneut so gehalten wie 2019 (viel zu lange her…): Um mich nicht abzuhetzen gibt es eine Review der meisten Bands, die auf der Hauptbühne der Hitze trotzten. Am Ende liste ich die „Eindrücke von der Zeltbühne“ auf, die bleibende Schäden in meinem Nackenbereich hinterließen.

Donnerstag

Am Donnerstag kam der Rest unseres kleinen Camps an, die letzten Heringe wurde in den harten Boden geschlagen und das eine oder andere Bier geschlürft. Dann gings Abmarsch vor die Bühne, wo Revel in Flesh unsere erste Band des Festivals waren (Birdflesh haben wir Bierbedingt verpasst). Als sich der Platz vor der Bühne langsam füllte, überlegte ich, wie oft ich die Truppe eigentlich schon gesehen habe. Häufig jedenfalls – und nie wurde ich enttäuscht. Doch dieses Mal war die solide Portion Schwedentod nicht nur wie immer ein Fest – es war auch das erste Mal seit 2 Jahren, dass wir wieder vor der Bühne stehen durften und das „Hell is Here“-Banner prangen sahen. Da huschte auch schon die erste Gänsehaut über meine Arme. So ähnlich ging es auch bei Gaerea von statten, die unsere Brigade vorfreudig erwartete. Wir sind von den beiden bisher erschienen Alben durchweg begeistert und auch live war die Band eine Macht. Sie präsentierte eine großartige Mischung aus atmosphärischen Black Metal, der aber gleichzeitig sehr stampfend und wütend daherkam. Als wir uns von dem Sänger mit übelgelaunter Stimme ankeifen ließen, mussten wir schon überlegen, ob das nicht unter „Tageshighlight“ abgeheftet werden kann.

Im Anschluss betraten schwarz behemdet und weiß behost High Spirits die Bühne. Das Party.San zeichnet sich eben unter anderem dadurch aus, dass trotz des vielen Geballers und Gerumpels auch herausstechende, klassische Heavy Metal Kapellen im Line-Up zu finden sind. Dies freute mich dieses Jahr besonders, weil ich High Spirits noch nie live gesehen habe und dementsprechend sehr über die Set List begeistert war. Gemeinsam mit einem recht textsicheren Publikum stimmte Chris Black zu „Full Power“, „Fyling High“, „Another Night in the City“, „Torture“ und natürlich „High Spirits“ ein. Alles in allem war es ein hervorragendes Konzert mit einer sehr energetischen Stimmung. Gerne wieder!

Von froher Stimmungsmusik zu eher düsteren Klängen. Secrets oft the Moon sind aktuell noch immer auf Abschiedstour und nutzten das Party.San für ihren letzten Festivalauftritt. Das Set startete mit „Seven Bells“ und hat danach mehrere Alben abgedeckt. Leider war es generell sehr heiß, aber besonders die spät-nachmittägliche Sonne zu der Zeit ihres Auftritts trieb einige Leute eher in den Schatten als vor die Bühne. Dort wurde zudem mit Pyro geschossen, was der allgemeinen Temperatur nicht gerade zum Vorteil gereichte. Auch Sänger Phil schien von einer Feuerfontäne irritiert zu sein, was bei „Miasma“ ein paar Gesangsausfälle bedingte. Ansonsten war das Konzert großartig, vor allem die letzten beiden Songs „Man Behind the Sun“ und „Queen Among Rats“ werden noch lange nachhallen.

Exhorder habe ich verpasst, da man nun langsam wieder Gesichter sah, die einem zuletzt 2019 begegnet sind. Außerdem musste das umfangreiche Nahrungsangebot auskundschaftet werden, um dann doch zuerst mit einem Schnitzelbrötchen zu starten. Alles wie immer! Nach Exhorder betraten Der Weg einer Freiheit die Bühne und wurden von einem breiten Publikum sichtlich abgefeiert. Vielmehr kann ich dazu nicht sagen, da mich die Musik etwas kalt lässt. Gute Band, aber nicht meins. Auf der Zeltbühne ging zeitgleich jedoch ordentlich die Post ab…

…aber dazu später mehr! Auf der Hauptbühne bereiteten sich Alcest auf ihren Auftritt vor. Ob man diese sehr atmosphärische Musik nun mag oder nicht muss jeder selbst festlegen. Mir persönlich gefällt es, dass es am Abend noch ein paar seichtere Töne zu hören gibt. Von den Franzosen habe ich vorher nie Notiz genommen, aber das hat sich schlagartig geändert. Bei schwindender Sonne und einer sehr ausgewogenen Setlist zwischen verträumter Spielerei und garstigem Gekeife kam der Auftritt enorm gut bei mir an. Spätestens ab „Autre Temps“ habe ich entschieden, mehr Alcest hören zu müssen. Ein wirklich eindrucksvolles Set!

Wenn es dunkel ist und „kalt“, freut sich der gemeine Schwarzmetaller auf Mayhem. Viele Besucher trugen tagsüber bereits ihr Mayhem Shirt zur Schau und versammelten sich nun vor der Bühne. Ich fühle mich zwischen Black und Death Metal zwar am wohlsten, aber anfangs nahm mich der Auftritt wenig mit. Das änderte sich dann rapide ab „Freezing Moon“. Hierzu wurde auch das erste Mal das Bühnenoutfit gewechselt und die von dort an gespielten Songs siedelten sich eher in der früheren Schaffensphase an. Passend dazu wechselte das Backdrop von schwarz zu rot und der „Deathcrush“ EP wurde Aufmerksamkeit geschenkt. Mein Highlight des Konzerts, „Chainsaw Gutsfuck“, ließ dann nicht mehr lange auf sich warten. Zum Schluss dann noch „Pure Fucking Armageddon“ und aus die Maus.

Joar, und dann gabs auf’s Maul. Was will man auch anderes erwarten, von dem Corpsegrinder und seinen Mannen. Cannibal Corpse betraten in Höchstform die Bühne und begannen ihr Set mit mehreren Midtempo Stücken, wie dem Nackenbrecher „Scourge of Iron“. Zwischen den Songs diskutierte Paul Mazurkiewicz immer Mal wieder mit George Fisher und den Soundmenschen, weil es wohl irgendein Problem gab. Deshalb fielen vorerst auch die Ansagen flach, die sonst einen recht hohen Unterhaltungswert haben. Dazu kam es dann später glücklicherweise und auch die fixeren Songs wurden dahingeprügelt. Dabei gabs eine gute Mischung von aktuelleren Stücken, wie „Kill or Become“ (Fire up the Chainsaaaw), und Klassikern, wie „Fucked with a Knife“ (A Song for the Ladies). Zwischendurch diagnostizierte Herr Fisher dem Publikum eine Unfähigkeit, Wasserflasche zu fangen und krönte sich selbst zum ungeschlagenen Headbang-Champion nach einem Kopf-Kreisel-Wettbewerb bei „I Cum Blood“. Zum Abschluss des Tages gab’s noch „Stripped, Raped and Strangeled“ und das obligatorische „Hammer Smashed Face“ zu hören, bevor ein famoser erster Festivaltag langsam, aber sicher und Bierbegleitet zur Neige ging.

Freitag

Raus aus der Koje, rein inne Dusche und Frühstücksbier in den Kopf. Erfrischt und semi-ausgeruht geht’s, angekündigt von den Schüssen der Flakgeschütze, auf zum Festivalgelände, um zu speisen und sich einer üblichen 12 Uhr Trümmer-Truppe zu erfreuen. Dieses Jahr blickte ich der Grindcore Keule besonders freudig entgegen, denn es handelte sich um niemand geringeren als Kadaverficker! Sie knüppelten und wüteten, während sich der Circlepit fleißig im Kreis drehte. Unter den Kostümierten konnte man u.a. SpongeBob und einen kolossalen Penis erspähen, ein Fliegenklatschenzepter und selbstverständlich eine Stange Lauch, die wehmütig an den Auftritt von Vital Remains (2017) zurückdenken lässt. Für Furore sorgte auch der von den Kadaverfickern eingestellte Animateur, der sich passend zum Song verkleidete und entsprechende Utensilien in die Menge warf. So wie bei „Inferno Pommes“ – gefrorene Pommes – oder auch bei „Stuhlgewitter“ – ich will‘s ehrlich ganz nicht so genau wissen, aber hoffe Nusspli oder ähnliches. Als krönenden Abschluss spielten sie „Schlotheim asozial“ und einen letzten Ausraster später war es auch wieder vorbei. Besonders glücklich machten Kadaverficker wohl die Leute, die eines ihrer unzähligen Biere fingen, die sie Liter für Liter in den Moshpit schmissen. So geht Fanbindung!

Als nächstes stellten sich Lik auf die von der gleißenden Mittagssonne bestrahlte Bühne. Trotz der Hitze war erstaunlich viel los. Kein Wunder, denn Lik und ihr amtlicher Schwedentod verbreiteten eine extrem gute Stimmung. Zwischendurch entschuldigte sich Sänger Tomas für seine mangelhafte Begabung, mit dem Publikum zu kommunizieren, was jedoch recht unterhaltsam ablief. Meine persönlichen Highlights waren „The Deranged“ und der fantastische „Celebration of the Twisted“, allerdings wurde auch das aktuelle Album nicht vernachlässigt. Unterm Strich ein verdammt guter Death Metal Auftakt für Tag Nummer 2.

Dann wurden die Gefühle etwas trüber. Nachdem die aus der Ukraine stammenden 1914 ursprünglich, aufgrund der politischen Lage, absagen mussten, haben sie dennoch eine Ausreisegenehmigung erhalten und konnten auf dem Party.San spielen. Sie begannen ihr Set mit „FN .380 ACP#19074“, dem Opener ihrer neuen Scheibe, während dessen der Sänger für die gesamte Spielzeit die Ukrainische Flagge in der Hand hielt. Anschließend platzierte er sie auf der Bühne und berichtete von den Erfahrungen der Band, die sie aktuell in dem Krieg durchleben. Voller Zorn verfluchte er die russische Regierung und fand sehr deutliche Worte für die Invasoren. Nichtsdestotrotz bot der Gig einen hohen Unterhaltungswert, da sie eine starke Songauswahl querbeet durch ihr Schaffenswerk darboten, wobei auch mein Favorit „Paschenhell“ nicht fehlen konnte. Teilweise schritt der Sänger während eines Stückes unbeirrt durchs Publikum und ließ sich feiern. Der Gesamteindruck von 1914: ein musikalisch unglaublich starker Auftritt, aber stimmungsmäßig ein leichter Dämpfer.

Im Anschluss waren Malevolent Creation dran, denen wir größtenteils im Hintergrund lauschten, da nun eine Bier- und Einkaufstour gestartet wurde und man auch hier wieder ins Plaudern mit vielen netten Menschen geriet. Das gleiche gilt für’s Set von Onslaught. Beide Bands lieferten eine gute Hintergrundbeschallung, aber mehr zu sagen gibt’s dabei nicht. Bei der Einkaufstour fiel mir dieses Jahr der Tattoo- und Piercing-Stand auf, der in den vorherigen Jahren nicht dort war. Irgendwie würde ich mich veräppelt fühlen, wenn ich mir dort ein Freundschaftstattoo stechen ließe und danach höre „Aber jetzt keinen Dreck rankommen lassen und nicht in die pralle Sonne gehen!“ Doch weiter im Text…

Misery Index verfolgten wir wieder aufmerksamer, nachdem wir das Seven Lords Zelt besuchten. Dort gibt es eine recht gute Auswahl an verschiedenen Whisky- und Rumsorten und noch einiges mehr zu einem erstaunlich fairen Preis. Warum habe ich 7 Jahre gewartet, um dahinzugehen? Naja egal. Misery Index konnten in jedem Fall überzeugen. Brachial und kompromisslos prügelten die Amis ihren Death Metal in die Gegend und zogen damit recht viele Leute vor die Bühne. Von dem Abriss ermüdet mussten einige scheinbar ihre Energiereserven wieder auftanken. Anders kann ich mir kaum erklären, weshalb bei Messiah nicht viel mehr los war. Alter Schwede, bzw. Schweizer, was für ein geiles Konzert. Musikalisch deckten sie mehrere Dekaden ihrer Schaffensphase ab. Von „Space Invaders“ bis hin zu neueren Stücken wie „Singularity“. Da war uns direkt danach zu Mute, uns mit Bier zu bekreuzigen und heilig zu sprechen. Um der Hitze, die uns in die Knie zwang, etwas entgegenzusetzen, bretterte zum Abschluss „Extreme Cold Weather“ aus den Boxen. Bisher mein Tageshighlight!

Tja, wenn nur ein Schreiberling anwesend ist, muss man damit rechnen, dass Bands nicht reviewt werden können/wollen, die meinem Musikgeschmack nicht entsprechen. Das war bei Heidevolk der Fall. Da sind Bier und Schnitzelbrötchen eher die Kombo meiner Wahl.

Vom Zelt zurückgekehrt begrüßte uns die bisher größte Menschenmasse des Festivals, die sich vor der Bühne eingefunden hat. Und das zu Recht, denn die amerikanische Übermacht Uada waren an der Reihe. Kein Schnickschnack, keine Ansagen, Lederjacke an, Kapuze auf und ab dafür. Von der ersten bis zur letzten Sekunde lieferten Uada einen hammerstarken Auftritt ab, den ihnen im Bereich Black Metal niemand mehr auf dem Festival nachmachen sollte. Da stellt sich doch die Frage, ob in den kommenden Jahren nicht ein reichlich verdienter, späterer Slot angedacht werden könnte, um das Set auf etwas mehr als „nur“ 45 Minuten zu strecken. Trotzdem haben sie kein Album vernachlässigt, hinterließen einen bleibenden Eindruck und machten wahrscheinlich ordentlich Umsatz am Merchstand. „Cult of a Dying Sun“ blieb mir noch eine geschlagene Woche im Ohr…schon wieder…

Nun wurde zur Heimspielsaison eingeleitet. Asphyx zerlegten den Flugplatz! In den Jahren zuvor sah man, unabhängig davon, ob Martin van Drunen auftritt oder nicht, auf jedem fünften Shirt ein Asphyx Logo prangen. Dieses Jahr war scheinbar Mgła die Band der Wahl, aber nichtsdestotrotz war es gerammelt voll vor der Bühne. So wie es sich bei dem europäischen Urgestein gehört! Zu unserem Zeltnachbarn, der Asphxy noch nie live erlebte, meinte ich: „Ist live immer saugeil, aber auf’m Party.San ist es wie Iron Maiden überall anders.“ Und da hat er zugestimmt. Alles schüttelte den Kopf bis an die Grenzen des Möglichen zu Klassikern wie „The Krusher“ oder „Death, the Brutal Way“. Aber auch die aktuellen Stücke vom „Necroceros“ Album wurden gebührend beklatscht. Zu „The Krusher“ ließ Herr van Drunen die Fans wissen: „Und denkt dran, wir hatten den Song 10 Jahre vor Amon Amarth. Sogar Sabaton singen jetzt über die ‚M.S. Bismarck‘ – was für ein Scheiß Song“. Liebevoll wie eh und jeh. Am Ende dürfen natürlich „The Rack“ und „Last One on Earth“ nicht fehlen. Wie immer ein extrem guter Auftritt!

Dann hieß es wieder Kontrastprogramm. Im Dunkel der Nacht kamen Katatonia auf die Bühne. Nach mehreren Stilbrüchen der Schweden schaffen sie es weiterhin, massenhaft begeisterter Anhänger um sich zu scharen. Dementsprechend ist es sehr voll vor der Bühne. Das Publikum war sichtlich begeistert von dem Auftritt, bei dem sich die Band durch einige Teile ihrer Schaffensphase spielten, aber ältere Songs doch eher vernachlässigten, was ich recht schade fand. Dass sie von „Brave Murder Day“ nichts spielen war zu erwarten, aber über ein wenig Material von der „Discouraged Ones“ oder „Tonight’s Descision“ hätte ich mich schon gefreut. „My Twin“ („Unser einziger Hit“) durfte selbstverständlich nicht fehlen. Alles in allem hat mir das Konzert zugesagt, auch wenn mir vieles von dem aktuellen Kram zu modern klingt.

Den Freitagsheadliner, Carcass, konnte ich leider nicht komplett verfolgen. Die Hitze hat uns doch ganz schön zugesetzt und knapp bei der Hälfte des Sets, habe ich mich zurückgezogen. Das war allerdings zu verschmerzen, immerhin hatten sie zu dem Zeitpunkt schon meinen Favoriten „Buried Dreams“ gespielt. Auch „Incarnated Insolvent Abuse“ und „Unfit for Human Consumption“ waren so stark wie immer. Die Performance von Bill Steer und Jeff Walker war ebenfalls gewohnt großartig, sodass ich beruhigt Richtung Zelt schlendern konnte. Im Hintergrund hörte man noch ein paar Klassiker, wie „Heartwork“, durch die Nachtluft hallen und so ging auch der zweite Tag zu Ende.

Samstag

Eine Sache, die an Metalfesivals, insbesondere beim Party.San, sehr schön ist, ist die selbstverständliche Herzlichkeit, mit der sich die Menschen untereinander begegnen. Aber leider gibt es überall ein paar Schwachmaten. So war unsere Nacht geprägt von einer Gruppe Hohlköpfe, die lautstark furchtbare elektronische Musik spielten und mehrere Leute damit wachhielten. Sie rühmten sich wiederholend damit, die „nervigsten Menschen des Platzes“ zu sein und bereits von jemanden dafür „auf die Fresse“ bekommen zu haben. An dieser Stelle sei gesagt: Habt ihr geschafft und ich hoffe es hat weh getan.

Jedenfalls musste der Schlaf am Mittag nachgeholt werden, weshalb ich sowohl Slaughterday als auch Purgatory verpasste.

Allerdings mussten wir pünktlich zu Panzerfaust vor der Bühne sein. So begann unser letzter Festivaltag mit einer schönen Portion Black Metal, die trotz des grellen Sonnenscheins und der Hitze gut rüberkam. Warum man bei den Temperaturen und zu der Uhrzeit schon mit Feuer auf der Bühne arbeiten muss, erschließt sich mir zwar nicht ganz, aber das musste ja auch hauptsächlich Sänger und Gitarrist van Dijk ertragen. Hinterm Schlagzeug brüllte der Sänger Goliath, von seiner Kanzel herab und von Knochenketten behangen, mit dem Frontmann um die Wette, was einen ordentlichen Auftakt zum letzten Gefecht am Samstag darbot.

Im Anschluss betraten Nunslaughter die Mainstage, was ich allerdings nur im Hintergrund wahrnahm. Auch am letzten Tag traf ich wieder einige tolle Menschen, die ich länger nicht gesehen habe und auch an den Tagen zuvor nicht erspähte (Grüße gehen raus an Anne vom Deaf Forever Team!). Dafür verfolgte ich Saor wieder etwas aufmerksamer und muss in der Gesamtbetrachtung feststellen: Ich muss nicht nur mehr Alcest, sondern auch mehr Saor hören. Trotz der nachmittäglichen Stimmung kam der atmosphärische Black Metal des Schotten und seinen Live-Musikern sehr gut an. Ein guter Zeitpunkt, um kurz die Augen zu schließen und den Klängen zu lauschen. Ich wäre nicht unglücklich darüber gewesen, wenn die Band den Slot mit Dark Funeral getauscht hätte, aber man kann nicht alles haben.

Nach dem Protzen Open Air sah ich nun zum Zweiten Mal dieses Jahr Fleshcrawl ihren schwedischen Death Metal der alte Schule zelebrieren. Egal ob die Bühne größer oder kleiner ist, die haben’s einfach drauf. Auch wenn die aktuellen Auftritte noch immer überschattet vom Tod des ehemaligen Frontmanns Sven Gross sind. Der neue Sänger, Borisz Sarafutgyinov, hat erneut bewiesen, dass er die Band live sehr gut komplettiert und für ordentlich Stimmung im Moshpit sorgen kann. Mein Highlight des Konzerts – so wie immer, wenn ich Fleshcrawl live sehe – „As Blood rains from the Sky“!

Während Månegarm ein wenig Schunkelstimmung verbreiteten, schlug ich mir den Magen voll und füllte meine Bierreserven auf, um mich für einen Auftritt fit zu machen, dem ich schon sehr entgegenfieberte. Blood Incantation waren nämlich an der Reihe und luden zum Musikunterricht vor die Bühne ein. Die Zausel sehen zwar ein bisschen auf wie die Bibliothekare in einer Schulbücherei bei Stephen King, aber sie spielen sowohl auf Platte als auch live mit einer Raffinesse und Brutalität, wie es aktuell wenige andere Bands hinbekommen. Ich war bereits bei dem ersten Stück „Starspawn“ Feuer und Flamme und machte mein Haupthaar zum Schütteln bereit. Die sehr starke Setlist bestand nicht nur aus Songs wie „Chaoplasm“, „Slave Species of God“ oder dem überlangen „Awakening“ vom letzten Langspieler, sondern auch aus der Instrumentaleinlage „Inner Paths (to Outer Space)“. Gerade das hat mich schwer ins Staunen gebracht, da ich ehrlich gesagt davon ausging, dass einige Töne, die sie aus ihren Gitarren rausholten, eigentlich von Synthesizern stammen. Zum Abschied gabs „Hovering Lifeless“ auf die Ohren, womit mein bisheriges Tageshighlight rund war.

Während Impaled Nazerene sich für ihren Auftritt bereit machten, nutze ich die Möglichkeit, hinter die Kulissen zu verschwinden, um mal wieder ein wenig mit Dave Ingram zu quasseln. Wiedersehen macht Freude! Nach einem kleinen Pläuschchen haben wir uns dann doch mal angeschaut, was die Rumpelfinnen so auf der Bühne fabrizieren. Ich erinnere mich an einen Auftritt vor Jahren, den ich echt gut fand, aber da war ich möglicherweise vielleicht betrunken oder unkritisch oder das zweite wurde von erstem bedingt. Für mich war das jedenfalls nix. Die Meinung von Dave: „Christ, they are aweful…“ Ich lass das mal so stehen.

Wie schon angedeutet, habe ich nicht gerade mit Begeisterung auf den Gig von Dark Funeral gewartet. Ich bin mit dem Großteil Ihrer Veröffentlichungen vertraut, aber der Funke konnte nie ganz überspringen. Bis auf „My Funeral“, den sie frühzeitig spielten, interessierte mich deshalb das Konzert recht wenig. Auch hier wurde ich nicht zum Fan der Schweden und trat noch einmal den Weg zum Zelt an, um ein Jäckchen überzuwerfen.

Die letzten beiden Bands des Festivals haben dann mal gezeigt, wo der Hammer hängt. Es war mein siebtes Party.San und ich kann mich nicht entsinnen, zuvor so viele Menschen vor der Bühne gesehen zu haben, wie bei Benediction. Und das am letzten Tag! Das war nicht nur erstaunlich, sondern auch mehr als angemessen, denn die älteren Herren mit junger Begleitung waren in Höchstform. Sie zockten sich querbeet durch ihre Diskografie, wobei auch das bockstarke neue Album nicht fehlen durfte, von dem „Iterations of I“ die Show eröffnete. Noch härter knallten allerdings die alten Schinken, wie „Subconscious Terror“, „Jumping at Shadows“ oder „Foetus Noose“, die eine amtliche Portion Leben in die verrauchten Leiber vor der Bühne hauchten. Es folgte ein Brecher nach dem anderen und man hoffte bei dem Erlebnis, dass in den kommenden Jahren noch mehr neues Material von den Briten zu hören sein wird. Mein Höhepunkt des Konzerts war eindeutig „Nightfear“. Transcend the Rubicon ist und bleibt einfach eines der besten Death Metal Alben, die je veröffentlich worden sind.

Apropos Speerspitze im Death Metal. Der finale Headliner des Festivals machte sich langsam aber sicher bereit, jede noch verbleibende Kraft im Publikum zu beanspruchen. Die Rede ist vom heißersehnten Schweden-Kommando DISMEMBER. Bereits 2019 kündigten sie einige Konzerte an, von denen sie die einzige Show deutschlandweit auf dem Party.San zu spielen gedachten, was sich bis 2022 auch nicht ändern sollte. In Originalbesetzung vereint spielten sie ausschließlich Songs, die sie in eben jenem Line-Up veröffentlich haben. Zwar gab es anfangs ein paar Sound-Probleme, die einigen Mitmoshenden verständlicherweise auf den Keks gingen, aber die meisten schienen die Songs ohnehin auswendig zu kennen. Bereits beim Opener „Override of the Overture“ wurden Riffs und das Solo mitgegrölt, was das Zeug hielt. Wer da keine Gänsehaut bekommen hat, war wahrscheinlich betrunken oder nicht da. Es folgte ein Feuerwerk an großartigen Songs, wie „Reborn in Blasphemy“, „Skin her Alive“, „Pieces“, „Misanthrophic“ und „Dismembered“, um nur einige zu nennen. Zwischendurch feixten sich Robert Sennebäck und David Blomqvist an, pfuschten auf dem Griffbrett des anderen umher und auch wenn Matti Kärki einen Gips trug machte er und auch der Rest der Band einen Eindruck, der vor Spielfreude nur so trotze. Zwischendurch wurde wieder ordentlich bei „Casket Garden“ mitgerufen und ganz zum Schluss spielten sie den Über-Song „Dreaming in Red“. Ein perfekter Abschluss für ein großartiges Festival.

Eindrücke von der Zeltbühne

Die Zeltbühne habe ich natürlich auch regelmäßig besucht, aber um mich selbst nicht allzu sehr vom Biertrinken abzuhalten, habe ich mir lediglich von meinen Höhepunkten Notizen angefertigt.

Am Donnerstag trifft das zuerst mal auf Whoredom Rife zu. Während die meisten Leute sich vor der Hauptbühne von Der Weg einer Freiheit berieseln ließen, habe ich es genossen, mir von in Lumpen gehüllten Schwarzmetallern ins Gesicht kreischen zu lassen. Was für eine aggressive und geladene Stimmung! Absolut finster und böse bretterte ein Song nach dem anderen aus den Boxen. Das war ganz großes Schwarz-Weiß Kino. Das andere Highlight an dem Tag waren Carnation. Live wie auf Scheibe eine Wucht mit starken Riffs und tiefen Rumgegröle. Die Belgier erfinden zwar das Rad nicht neu, aber sie fahren damit einen altbewährten Weg. Ihr rotziger Death Metal ist einer der sichersten Wege, um die Leute zum moshen zu bringen und der Plan ging auf! Besonders „Where Death Lies“ oder „Chapel of Abhorrence“ sind dafür sehr gut geeignet. Schade nur, dass sie schon wieder nicht „Explosive Cadavers“ gespielt haben. Allerdings kann man das getrost unter „Meckern auf hohem Niveau“ verbuchen.

Am Freitag habe ich es kaum vor die Zeltbühne geschafft, allerdings durfte man Graceless nicht verpassen. Die holländische Death-Kapelle ist schon auf ihren Alben sehr stark und überzeugend, aber für mich ein noch besseres Livespektakel! Kompromiss- und gnadenlos trümmern sie auf ihre Instrumente ein, wobei eine gewisse melodische Note nicht abhandenkommt und regen damit gewaltig zum Kopfschütteln an. Neben Publikumslieblingen wie „Shadowlands“ geben sie auch hin und wieder einen Vorgeschmack auf das neue Album. Da bin ich gespannt!

Lunar Shadow gehörten am Samstag zu meinem Pflichtprogramm, da der Auftritt ihr letzter gewesen ist. Sie lösen sich zwar nicht auf, wollen aber nicht mehr live spielen. Und fall ich sie mal richtig gut finden sollte und sie dann live sehen möchte, isses zu spät. Bei ihrem Konzert jedenfalls waren sie scheinbar gut gelaunt und voller Elan. Auch wenn sie, ähnlich wie High Spirits, aus dem Gesamtprogramm etwas hervorstechen, zogen sie einige Leute vor die Bühne und steckten sie mit ihrer Laune an. Die Songs waren sehr groovig und haben echt Spaß gemacht. Mein letztes Zelt-Highlight waren dann Scalpture im Anschluss. Ihr aktuelles Album ist klasse und so war auch der Auftritt. Schön böse und fies daherkommender Death Metal, bei dem man nicht mehr so sehr mitlächelt wie bei Lunar Shadow. Und das war auch angebracht. Scalpture haben damit auch gezeigt, dass der deutsche Untergrund noch immer lebt und tobt. Auf dass es so bleiben möge!

Abschließend lässt sich nur schwer feststellen, was ich dieses Jahr musikalisch als klares, alleinstehendes Highlight verbuchen kann, da fast jede zweite Band aufgezählt werden müsste. Am meisten wird mir jedoch Dismember im Gedächtnis bleiben, da ich es schon nicht mehr für möglich gehalten habe, sie jemals live erleben zu können. Und dann spielen sie auch noch so ein hammergeiles Set! Ein Traum, der wahr wurde…

So bleibt nur noch eins zu sagen: Vielen Dank an das Party.San und die Menschen, die es möglich machen. Ihr habt mal wieder einen Ort geschaffen, an dem man seine alltäglichen Probleme vergisst und mit tollen Leuten das macht, worauf es wirklich ankommt – den Metal feiern! Bis zum nächsten Jahr, mit unter anderem Kataklysm, Dying Fetus, Decapitated, Endstille, Midnight, Borknagar und Gatecreeper (!).

Wie war es bei(m)...

erlebt und notiert von scheuermann
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erlebt und notiert von Jannik
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