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Aus der Sicht von Scheuermann

Es ist mal wieder soweit, das Wacken Open Air steht auf dem Plan und es werden wieder die Koffer gepackt für vier Tage voll mit Metal, Spaß und wie sich im Nachhinein raustellen sollte, mit viel, viel Matsch.

Mittwoch:

Die Anreise gestaltet sich, wie schon die Jahre davor als unproblematisch und einfach. Stundenlange Staus scheinen der Vergangenheit anzugehören. Angekommen in Wacken, geht jedoch, nach der Kontrolle durch die nette und überaus höfliche Polizistin am Ortseingang, die Suche los. Bitte wo ist der Presse Check-In?! Is ja nich das erste Mal und so tastet man sich vor und findet dann doch die Abbiegung zum Check –In. Verwunderlich jedoch ist die Tatsache, dass es hier weder die versprochenen Hinweisschilder gibt, noch einen Steward und das obwohl eine Infohäuschen aufgebaut ist. Nun ja, Bremse treten und scharf rechts. Einige Zeit später sind wir da und können einchecken. Bei der Fahrt auf den Campingplatz wird auch gleich Bekanntschaft geschlossen mit der etwas überforderten aber überaus zuvorkommenden und netten Security-Dame. Die Einweisung klappt fast problemlos und so kann das Zelt schnell aufgebaut werden, damit man 6 Stunden nach Abfahrt schon vor dem Zelt sitzen und sein erstes Wacken Bier genießen kann. Da für den heutigen Tag keine besonderen Bands oder Veranstaltungen anstehen (jedenfalls nichts was von Interesse ist), vertreibt man sich die Zeit mit dem Begrüßen der Nachbarn, Freunde und Mitstreiter aus den vergangenen Jahren und Neuzugängen. Nach der Einnahme einiger Getränke, schlendert man nun doch noch in kleinen Gruppen über den Platz und ist schockiert und verwundert zugleich, wieviel hier schon am Mittwoch los ist. Okay, wirklich verwunderlich ist es nicht, so startet doch nun schon am Mittwoch der Metal Battle und dies bedeutet natürlich auch Zuschauerströme. Der Tag geht auch ohne nennenswerte Ereignisse zu Ende, so dass es gleich mit dem Donnerstag weitergehen kann.

Donnerstag:

Wie schon 2011 überrascht das Wetter mit einer angenehmen Milde und es ist möglich lange zu schlafen. Nach dem Frühstück, bestehend aus Energy-Drinks, Guinness und Dosenobst, geht’s erstmal zu den Duschen. Aufgrund der relativ frühen Zeit, sind die Duschen nicht sonderlich überlastet, was mich sehr erfreut! Die böse Überraschung lauert im Inneren der Duschcontainer. Die Kabinen messen, gefühlt, 1x0,5 m und das Wasser ist kalt. Aufgrund nicht vorhandener Ablagemöglichkeiten gilt es sich eine Strategie zurecht zu legen, wie nun die Sachen, das Handtuch und der Kulturbeutel denn am besten aufzubewahren sind. Dank zweier Haken an der Wand, braucht das nicht mehr als 5 Minuten. Als auch die von Schnappatmung und wiederholten „Fuck!“ Rufen durchzogene Duschsession erledigt ist, geht’s zum Brunch ans Zelt. Hier wird nun Zeit totgeschlagen und gequatscht. Gegen 17.30 Uhr geht’s nun zur Black Stage. Es stehen SEPULTURA & LES TAMBOURS DU BRONX auf dem Plan!

SEPULTURA, die schon 2011 auf dem W:O:A spielten, haben dieses Jahr eine ganz besondere Truppe zu sich auf die Bühne eingeladen, LES TAMPOURS DU BRONX. Dabei handelt es sich um eine Trommelgruppe aus Frankreich, die ausgediente Ölfässer als Instrumente einsetzen. Das Intro wird in diesem Falle auch gleich von den französischen Gästen bestritten und hat in Sachen Groove und Intensität einiges zu bieten! Nach der Einleitung starten die Brasilianer gleich durch mit „Refuse/Resist“, mit tatkräftiger Unterstützung der Trommelbuben. Das Zusammenspiel der beiden Gruppen ergibt ein gewaltigen Sound und ein tolles Bild. Zwischenzeitlich verabschieden sich LES TOMBOURS DU BRONX, damit SEPULTURA „Kairos“, „Mask“ und „Dialog“ in gewohnter Manier wieder geben können, um danach wieder voll mit durchzustarten. Apropos durchstarten, SEPULTURA lassen es sich nicht nehmen mit ihren Gästen zusammen den Hit „Firestarter“, der Briten PRODIGY, zu covern. Ungewöhnlich, aber gut! Ein würdiger Opener für den Donnerstag!

Sepultura

Sepultura & Les Tombours Du Bronx

Im Anschluss entert U.D.O. die True Metal Stage nebenan. Herr Dirkschneider feiert an diesem Abend seinen 60. Geburtstag nach und hat einige Gäste zu bieten, die mit ihm zusammen die Show bestreiten. Als Gäste traten unteranderem auf Doro, Lordi, einige ehemalige Mitstreiter von Udo, sowie sein Sohn Sven Dirkschneider. Über den Gig als solches braucht man keine großen Worte verlieren. Solide und gut, sowie es sich für U.D.O gehört. Deutscher Stahl eben!

Die Nächsten an diesem Tag sind SAXON. Nachdem SAXON mich 2009 noch richtig ankotzten, da sie durch einfach zu viele Zugaben ihre Spielzeit überzogen und GWAR an diesem Tag immer weiter nach hinten verschoben wurden, so haben sie mich dieses Jahr einmal wieder vom Hocker gehauen. Ein bestens aufgelegter Biff wuselt über die Bühne und bindet in seine Ansagen den einen oder anderen flotten Scherz ein. Ein Auftritt, der Spaß macht! Natürlich werden keine Klassiker ausgelassen und so schallen Hits wie „Motorcycle Man“, „Crusader“, „Wheels Of Steel“ und „Princess Of The Night“ aus den Boxen.

Die Headliner am Donnerstag sind die Dänen von VOLBEAT. Da es die vorerst letzte Show ist die Michael Poulsen und seine Combo darbieten, erwartet man einen Auftritt der es in sich hat. Siehe da, es soll auch so sein und VOLBEAT schicken sich an, in keinster Weise an Hits und Special Guests zu sparen. Schon allein der Ersatz für den ausgestiegenen Thomas Brehdal ist ein Special Guest, Hank Shermann (Mercyful Fate). Natürlich ist das nicht alles! Des Weiteren kommen noch Barney (Napalm Death), Mille (Kreator) und Michael Denner (Mercyful Fate) zum Zuge und runden den ohnehin schon starken Auftritt ab.

Der Donnerstagabend klingt wie gehabt mit einigen alkoholhaltigen Getränken an der Bar aus und endet verhältnismäßig früh im Zelt, was keine schlechte Idee ist, da morgen einige Bands auf dem Plan stehen.

Freitag:

Der Tag beginnt niederschmetternd, nämlich mit Regen. Der Boden verwandelt sich zusehends in einen einzigen Schlammteppich. Dies ist natürlich keine gute Voraussetzung, jedoch ist es noch zu früh die Flinte ins Korn zu werfen. Der Tag hat ja erst begonnen! Nach einer, wieder mal, kalten Dusche gibt’s das übliche Frühstück am Zelt und dann einen Rundgang über das Gelände. Das erste Ziel ist das Wackinger Village und das überdimensionale Zelt, das den ganzen ehemaligen Campingplatz C einnimmt. Dieses Zelt ist nicht nur von den Ausmaßen her dämlich und überflüssig, nein auch der Sound ist grottenschlecht und trübt den Musikgenuss so sehr, dass ich mir vornehme keinen Fuß mehr in dieses Zelt zu setzen, mit einer Ausnahme am Sonnabend.

OVERKILL lassen mein Herz am Freitag als Erste höher schlagen! Nichts geht über OVERKILL, wenn es darum geht die müden Knochen und den noch schlafenden Geist in Schwung zu kriegen. Mit Ausnahme der immer wieder auftretenden Probleme von Blitz, mit seinem widerspenstigen Mikrofon, ballern sich die Jungs durch ihr Set und in die Gehörgänge der zahlreich vor der Bühne versammelten Fans.

Overkill

Overkill

Eine weitere Überraschung, nach Saxon am Donnerstag, sind HAMMERFALL. Auch die Schweden wissen mit einer gut gewählten Set-Liste zu überzeugen und ermuntern einen mit ihrer Spielfreude zum Grinsen und theatralisch Deuten.

Wieder einmal mehr, stellt sich unter Beweis, dass Metal und Klassik wohl auf der Scheibe zueinander passen, live jedoch nicht wirklich funktionieren. In diesem Falle geht der Tadel an DIMMU BORGIR. Einen so unspektakulären Gig habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Die Instrumente, die eine Metalband im Eigentlichen ausmachen, wurden auf ein Minimum gedrosselt, wobei die klassischen Instrumente mehr als hervorgehoben waren. Diese Tatsache hat leider den Druck des Sounds sowie die Intensität der Musik kaputt gemacht. Hier hatte an mehr das Gefühl, die klassischen Musiker hätten sich zur Untermalung eine Krachkapelle bestellt um ihren Sound einmal etwas mehr Würze zu geben. Klassik und Metal gerne, aber nicht auf der Bühne!

Ein optisches, sowie musikalisches, Feuerwerk liefern einmal wieder IN FLAMES! Ab dem Opener „Cloud Connected“ geht sie ab die wilde Luzie. Aufgepeppt durch Schattenspiele, betreten IN FLAMES die Bühne und machen einmal mehr klar, warum sie ein ums andere Mal den Headliner geben. Abgesehen von einer ab und an schwächelnden Set List, haben es die Göteborger einfach auf dem Kasten und unterhalten das Publikum ausgezeichnet. Anders (Fridén) war wie immer in Quassellaune und überraschte nebenbei mit einem modischen Kurzhaarschnitt. Die Band spielte top wie immer und auch der Neue, Niclas Engelin, bewies einmal mehr (2009 war er auch schon mit dabei, als Ersatz für Jesper Strömblad), dass er dazu gehört. Ein rundum gelungener Tagesabschluss.

Sonnabend:

Ach, was soll man da noch sagen? Das Wetter ist ein Arschloch! Der Regen der sich die Tage über das Festivalgelände und die Campingplätze ergoss, hat den Boden in eine schlammige Masse verwandelt, in der man nur mit Mühe und Not vorankommt. Die Stimmung ist dementsprechend leicht angeschlagen und auch die Tatsache, dass es schon wieder Sonnabend ist und morgen alles vorbei, lässt die Stimmung nicht grad überkochen.

Die erste Band die heute auf dem Plan steht ist Manticora, leider jedoch ist noch etwas Zeit bis die Dänen die Bühne entern, also heißt es sich durch eine Viertelstunde ESCHENBACH quälen. Die Zeit wird genutzt um Bier zu holen und sich Gedanken über die Unterschiede vom „Deutschen Roten Kreuz“ und dem „Bayrischen Roten Kreuz“ zu machen.

Auf die nun folgende Band habe ich mich eigentlich sehr gefreut, doch wurde meine Freude, durch den Sound im Zelt, schnell getrübt. MANTICORA sind nach wie vor über jeden Zweifel erhaben und gaben sich die beste Mühe, jedoch macht der Klang ihnen einen Strich durch die Rechnung. Wie Anfangs schon erwähnt, bot das Zelt zwar etwas fürs Auge, der Klang aber, war eine Beleidigung für Festival Besucher die dort wegen der Musik hingekommen waren und nicht um sich im Dreck suhlende Weiber oder aufgepumpte Wrestler anzusehen! Auch der wirbelnde Sänger, Lars Larsen, konnte den Umstand nicht weg hampeln, dass es klang wie ein zu laut aufgedrehtes Radio in einer Bahnhofshalle.

Manticora

Manticora

Nach der Ohrenverarsche im Zelt geht es in strömendem Regen zurück aufs Infield zu GAMMA RAY. Kai Hansen ruft schon zur Rebellion aus als wir uns noch durch den immer mehr und mehr werdenden Schlamm vor kämpfen. Viel Neues gibt’s auch hier nicht zu berichten. GAMMA RAY ziehen ihr Ding durch und grinsen über beide Backen als sich die Sonne dann doch noch erbarmt und ihnen auf den Pelz brennt. Einzige Neuerung im Bandgefüge ist Michael Ehré, der seit einiger Zeit schon Live für Daniel Zimmermann eingesprungen ist und nun seinen festen Platz bei den Hanseaten gefunden hat.

Nachdem ich mir den Bauch vollgeschlagen und den Becher aufgefüllt habe, gehe ich zur nächsten Band über, AXEL RUDI PELL. Ich stellte mich auf ein eher durchschnittlich/gutes Konzert ein, doch dann das! Frontmann Johnny Gioeli fegt über die Bühne und strahlt dabei eine Freude und einen Charme aus, dass der Gig alleine wegen ihm schon Spaß macht! Die Mucke tut ihr Übriges und so bin ich doch, da ich AXEL RUDI PELL das erste Mal sehe, wirklich sehr beeindruckt und überrascht. Überrascht war sicher auch Keyboarder Ferdy Doernberg, der mit einigen technischen Problem zu kämpfen hatte, was seiner Laune jedoch keinen Abbruch tat. Klasse Gig!

 


Axel Rudi Pell

 

SIX FEET UNDER waren ja nun auch nicht das erste Mal auf dem Wacken Open Air und hatten in der Vergangenheit oft mit einer schwachen Leistung von sich reden gemacht, als mit handfestem Death Metal. Diesmal sollte aber alles anders sein! Die neu formierte Band groovt sich heftigst durchs Set und bietet keine Angriffsfläche für Nörgler. Auch Chris Barnes hat sich, was Timing und Stimmengewalt angeht, wieder im Griff. Nach diesem Auftritt kann man SIX FEET UNDER wieder getrost empfehlen, ohne Angst zu haben für die Empfehlung im Nachhinein Eine verpasst zu bekommen.

Nun endlich ist es soweit! All die Tage wurde auf das kommende Event hin gefiebert und nun ist es da. Die SCORPIONS erobern die Bühne. Pompös und wie echte Rock Stars eben, mit Sonnenbrille und all dem Pipapo und dann, ja dann kommt er…der Abschiß…in Form von Klaus Meine! Die Stimme so dünn und kraftlos wie getrocknete Wespenwaben. Nun gut, denkt man sich, der Mann muss erstmal warm werden. Nichts da, es bessert sich nicht. Der sintflutartige Regen verbessert die Stimmung nun wirklich nicht und so mache ich mich, nach nur gut 30 Minuten SCORPIONS auf den Weg zum Zelt. Nass, durstig und enttäuscht.

Die Nacht wurde, trotz Regen und Erschöpfung, noch zum Tag gemacht und auch kulinarisch hatte die Nacht noch etwas zu bieten. Jeder der um den Grill rum hockte, brachte seine Verpflegungsrest mit und so gab es zum Ausklang eine Grillrunde mit allerlei Leckereien.

Das war also das W:O:A 2012… Als Fazit bleibt einem nur zu erwähnen, dass der Regen vieles kaputt gemacht hat. Es gab einige Bands, die ich gerne noch gesehen hätte, was ich mir aber aufgrund des Schlammes und des nun oft angezählten Regen nicht antun wollte. Sei es nun die Tatsache, dass man um den Platz einmal zu überschreiten eine halbe Stunde Zeit braucht, oder aber das Problem, dass man sich nach jeder Band trockene Klamotten anziehen muss. Eine andere Lösung wäre auch, ich halte die Fresse und bin nich so weich, ja klar. Im nächsten Jahr gibt’s Gummistiefel und wieder einen Regenponcho. Dieses Mal jedoch war es einfach nur scheiße, beim Stehen vor der Bühne bis zu den Knöcheln im Schlamm zu versinken. Es gab Jahre in Wacken, da war der Regen genauso schlimm, doch da ließ sich die Orga nicht lumpen und hat großflächig Stroh und Rindenmulch verteilt, damit ein Begehen des Platzes noch halbwegs möglich ist.

Wie dem auch sei, die Bands waren, mit eineigen Ausnahmen, großartig und ich bin mir zu 99% sicher, auch nächstes Jahr wieder dabei zu sein!!

Text und Fotos: Scheuermann

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