Nach 2014 gibt es also dieses Jahr wieder ein Warm Up. Warum nicht? So kann man sich schon auf das eigentliche Event einstimmen, zumal es auch auf der Barther Freilichtbühne stattfindet. Ich gebe zu; gesundheitlich etwas angeschlagen, hatte ich zuerst nicht ganz so viel Bock hinzufahren, aber hätte ich es nicht getan …, ich hätte es bereut.
Zwei Stunden vor Beginn komme ich auf dem Gelände an, bringe mein Auto in Schlafposition und treffe auf gutgelaunten Organisator, Crew und Bandmitglieder. Kurze Begrüßung, Wernesgrüner und erstmal umschauen. Die Soundcrew ist selbstverständlich auch schon vor Ort und mit Flo und Eggi sind es zwei BMOA-Erprobte, die mit Sicherheit für guten Sound sorgen werden.
Den Anfang machen DEATH INJECTION aus Greifswald. Death Metal, der älteren Schule mit tiefen Grunts ist angesagt. Schöne Gitarrenwände begleiten diverse Tempi und auch das Stageacting kann sich sehen lassen. Shouter Fiete wirkt zwar etwas introvertiert auf der Bühne, aber irgendwie passt es zur Mucke der Hansestädter. Bin gespannt, was von denen noch so kommen wird.
Es folgen ARTES ORBIS, die mittlerweile seit 20 Jahren existieren, sich die letzten Jahre aber relativ rar auf den Bühnen machten, was sicherlich auch mit Besetzungsproblemen zu tun hatte. Heute ist nun ihre Feuerprobe mit neuer Besetzung und die kann sich sehen und hören lassen. Kalter Black Metal ohne Schnickschnack, aber dafür mit coolen Melodien und geilem Corpsepaint. Man merkt der Band richtig die Spielfreude an. Ist immer etwas ungewöhnlich, wenn der Drummer den Hauptgesang übernimmt, aber dafür wird Erebus vom Basser gesanglich unterstützt. Geiler Gig und ich hoffe, dass das Quartett nun wieder öfter auf den Bühnen zu sehen sein wird.
Nun die erste Überraschung des Tages für mich: SACRIFIZED aus Bad Segeberg. Drei Jungs betreten die Bühne und treten 45 Minuten lang Ärsche. Der Blackened Thrash Metal des Trios lässt in nichts zu wünschen übrig. Stulle, Rippe und Knüppel zeigen dem Publikum, wie dreckiger Thrash mit Black Metal-Elementen zu klingen hat. Es macht richtig Spaß, die Jungs auf der Bühne agieren zu sehen. Als Rausschmeißer hauen sie noch eine Coverversion von Venoms „Black Metal“ raus. Besser geht’s nicht! Und nach dem Gig heimsen sie sich nicht nur ein paar Lobe ein. Sacrifized sollte man in Zukunft auf dem Schirm haben und wer die Chance hat, die Band mal live zu sehen …, nicht versäumen!!
In der schwindenden Abendsonne betreten nun die fünf Berliner von HAMARSHEIMT die Bühne. 2015 hatte ich sie in Barth live erlebt und da wirkten sie etwas statisch während des Gigs. Das hat sich aber mittlerweile gegeben, was sicherlich auch an einigen Neuzugängen innerhalb der Besetzung liegt. Wer auf Amon Amarth steht, der sollte das Quintett auf jeden Fall mal antesten, denn der melodische Viking-/Death Metal der Jungs geht schon in diese Richtung. Ein viel besserer Gig der sympathischen Berliner. Und Stagemanager Nando durfte dann auch mal für ein Song wieder an Mikro. Zwischendurch lockern sie ihren Gig zudem noch mit einem Trinkspiel auf.
MYTNORR aus Stralsund stammen aus dem Dunstkreis von Aigilas und Mythos Nord und feiern, trotz der geringen Anfahrtsweite ihr Live-Debüt in Barth. Und sie legen mit ihrem Death Metal auch gleich los. Shouter Lahnus, der mich manchmal etwas an Schmier, aufgrund seiner Mimik, erinnert, bangt und brüllt, was das Zeug hält und auch der Rest der Band zeigt, was Stageacting heißt. Manchmal groovig, manchmal Highspeed … MYTNORR sind abwechslungsreich und interessant. Top!
SILENT LEGES INTER ARMA hingegen sind keine Unbekannten mehr in Barth. Die Rostocker, die dieses Jahr ihr zehnjähriges Jubiläum feiern, sind zwar endgültig zum Duo geschrumpft; haben auf der Bühne aber dennoch mehr Präsenz, als so manch ein Sextett. M:F und D:B zeigen auch ohne Corpsepaint, wie Black Metal klingen muss. Mit freien Oberkörpern und D:B mit obligatorischer Sonnenbrille spielen sie einen Querschnitt ihres zehnjährigen Schaffens, inklusive eines Songs ihres Demos von 2008. Erstmals finden sich auch endlich mal mehr als nur 20 Leute vor der Bühne ein. Silent Leges Inter Arma sind sympathisch, professionell und das merkt man ihnen zu jedem Zeitpunkt an. Und sie sind mehr, als nur ein Geheimtipp geworden.
Nun eine Band, die schon recht skurril wirkt: FIMBULWINTA. Die Band um Nidhøgg vom Walde erstaunen den ein oder anderen nicht nur mit ihren Kostümen. Kamerad Sauerkraut mit Gasmaske und Farmahgorge hinter den Albador als eine Art langes Burgfräulein wirken schon recht avantgardistisch. Aber so ist auch die Musik der Jungs. Black Metal, Pagan Metal mit Elementen aus verschiedensten Metalrichtungen und Songs wie „Eismacht“ oder „Fx-XL-Winta“ prägen den geilen Gig von Fimbulwinta. Ein Konzert, welches richtig Spaß macht.
NORNIR? Noch nie gehört. Black Metal aus Freiberg? Aha. Na mal schauen. Und sie kommen auf die Bühne. Und ich staune nicht schlecht, als ich sehe, dass das kleine Mädel, das nachmittags am Tisch im Backstagebereich saß, die Frontfrau der Sachsen ist. Und was für eine Frontfrau! NORNIR … Wahnsinn, was die drei Jungs und das Mädel hier abliefern. Kalten, bösen Black Metal der Extraklasse. Nicht nur ich bin sichtlich begeistert, was die Freiberger hier abliefern. Und zum Abschluss packt Lethian ihre Gitarre weg und die Band haut mit „Goatcraft Torment“ noch ein Urgehal-Cover in die Runde. Was für eine geile Band und würdiger Headliner.
Wenn man von acht teilnehmenden Bands über die Hälfte nicht wirklich kennt, aber dann mit einem Grinsen von einem Festival kommt, dann muss es gut gewesen sein. Es gab bandtechnisch nicht wirklich einen Aussetzer und mit SACRIFIZED und NORNIR habe ich zwei Bands für entdeckt.
Das 2. BMOA-Warm Up war so entspannt und angenehm, da ist es traurig, dass so wenig Leute nach Barth gefunden haben. Auch wenn die eine Nacht nicht gezeltet werden konnte … ein paar Stunden im Auto sind durchaus mal drin. Aber wahrscheinlich lag es auch daran, dass zeitgleich noch Konzerte in Rostock und Schwerin stattfanden.
Leid taten mir die Leute von Fimbulwinta, deren Bus nicht ansprang, die halbe Nacht auf den ADAC warten mussten und erst am frühen Morgen gen Heimat fahren konnten. Aber wie ruhig die Jungs dennoch geblieben sind, das machte sie noch sympathischer.
So, Warm Up ist abgehakt. Das 19. Barther Metal Open Air steht als jetzt bevor!