Der heutige Abend widmet sich einer Band, die nach langem Hin und Her endlich ihre erste EP auf den Markt bringen. Zu diesem Zweck, haben sie kurzerhand das Mosaik gekapert und sich noch zwei Gastbands eingeladen. Die Gruppe um die es geht ist Betray The Colossus aus Neubrandenburg, die Gastbands sind Qui Gon´s Heritage und Holidays In Hell. Eines vorweg, durch die Bank weg handelt es hier um Bands die ich mir persönlich nicht auf den Plattenteller legen würde, aber man möchte ja offen sein, anderen Genres eine Chance geben und das Angebot von Livemusik nutzen so oft und so gut es geht. Da in dieser Stadt bzw. in dieser Gegend überhaupt, die Liveangebote, im Metal Bereich, schwinden, lasse ich mich nicht zweimal bitten und bequeme mich ins Mosaik.
„Pünktlich“ um 18.30 Uhr befahre ich dann auch schon den Parkplatz und wundere mich, warum denn der Eingang so leer ist, wo meines Erachtens nach doch in 30 Minuten der Einlass beginnt?! Idiot, natürlich geht das ganze erst eine Stunde später los. So bleibt mir jedoch die Gelegenheit noch etwas Bier einzuholen, in meinem Fall ohne Alkohol, da ich mit dem Automobil da bin. Nachdem dies erledigt ist, habe ich natürlich noch immer mehr als genug Zeit und so schlendere ich durchs Viertel und beehre Herrn X mal wieder mit meiner Anwesenheit. Besagter Herr X lässt es sich auch nicht nehmen mir zu sagen, dass er ebenfalls an dem Abend auf dem Konzert ist und wir noch auf Herrn Y warten um dann aufzubrechen. Nicht ohne vorher noch ein paar Getränke für Herrn X zu besorgen. Gut gerüstet und mit bester Laune geht es dann Richtung Mosaik. Hier haben sich nun schon deutlich mehr Leute versammelt. Bei -3 Grad Außentemperatur, ist es natürlich ratsam gleich beim Einlass vorzusprechen und schlappe 6 € später ist man auch schon im Besitz eines kleidenden Handstempelabdruckes und im Begriff den Laden zu betreten. Die heute spielenden Bands möchte ich jetzt einfach mal unter der Bezeichnung Core zusammenfassen. Welche speziellen Auswüchse und genrespezifischen Besonderheiten nun jede einzelne Band ausmacht wage ich nicht zu beurteilen, da ich zu wenig in dieser Szene unterwegs bin. Dementsprechend ist das Publikum auch eher mit Kurzhaarträgern, Basecapes und Turnjacken bespickt. Der direkte Weg zur Bar ist, denke ich, nachzuvollziehen. Hier versucht die Bardame einen halben Liter Bier in einen 0,4l Becher zu zwängen, was sie auch schafft. Respekt! Trinkkomfort ist jedoch etwas Anderes.
Nun endlich wird auch zur ersten Runde eingeläutet. Den Anfang machen Qui Gon´s Heritage aus Halle. Wie anfangs erwähnt, kann ich dieser Art von Musik nicht wirklich was abgewinnen. Erschwerend kommt hinzu, dass das Schlagzeug mehr als überdeutlich zu hören ist und die wirklich filigrane Gitarrenarbeit, die man dort sehen kann, klanglich untergeht. Schade! Überhaupt sind die Jungs fit an ihren Instrumenten und wie Herr X schon treffend feststellte, gilt auch hier die Formel, umso höher die Gitarre hängt, umso mehr sind das Gitarrenficker. Qui Gon´s Heritage liefern den Beweis. Auch Bassist Nico lässt es sich nicht nehmen das Augenmerk auf sich zu lenken, mit seiner Darbietung am Tieftöner. Leider geht der auch etwas unter in Schlagzeug und Gesang, eine Freude ist es jedenfalls den Buben zuzugucken, wie sie sich auf der Bühne gebärden und ihren Spaß haben. Trotz der Aktion auf der Bühne, wirkt alles etwas hüftsteif und man hat das Gefühl sie fühlen sich nicht ganz wohl.
Die kurze Umbaupause wird genutzt um betrügerisch die Becher am Auto zu füllen, so ist der Plan. Nachdem man mit Herr X diesen Plan besprochen hat, nickt er es ab und wir begeben uns Richtung Ausgang. Schade nur das Herr X die Becher auf dem Weg dorthin abgibt und wir mit leeren Händen draußen stehen. Pfeife! Nun gut dann eben auf zum Tresen und dort neues Bier besorgt.
Die Zweiten diesen Abend sind Holidays In Hell. Auch hier gleiches Problem wie bei den Vorgängern, der Sound ist nicht überzeugend und alles, bis auf Schlagzeug und Gesang, leidet. Das macht der Spielfreude der Prenzlauer nichts und sie feuern gezielt auf das Publikum. Holidays In Hell kommen gut an bei den Anwesenden und der Billardtisch, der schlauerweise direkt vor der Bühne steht, wird als Mittelpunkt genommen um einige Circle Pits zu veranstalten. So wird aus der Not eine Tugend gemacht. Mal am Rande erwähnt ist es wirklich eine große Kacke, wenn man auf der Bühne steht, sein Bestes gibt und das Publikum durch einen Billardtisch ausgebremst wird. Hier besteht unbedingter Nachholbedarf seitens der Betreiber sich einen anderen Platz für das Ding zu überlegen, wenn sie den Schuppen als Livelocation anbieten wollen! Aber egal, die Stimmung auf der Bühne ist super und die Band freut sich. Sänger Tino lässt sich nicht lumpen und überzeugt mich als Außenstehenden nicht wirklich durch sauberen Gesang, aber durch sein Engagement und seine Aktion die er auf der Bühne zeigt. Scheiß auf n schiefen Ton, wenn die Stimmung stimmt!
Die Umbaupause wird genutzt um eben Gesehenes und Gehörtes mit Herrn X zu besprechen, die Blase zu entleeren und bei einer Moods auf dem Parkplatz zu frieren. Die Meinungen sind eindeutig, Holidays In Hell liegen in unserer Gunst vorne und es wird sehr schwer, für die Headliner und Initiatoren des Abends die Krone an sich zu reißen.
Nun ist es an der Zeit für Betray The Colossus, zu zeigen was in ihnen steckt. Mir sind sie nur aus einem Welt umspannenden sozialen Netzwerk bekannt, in dem sie oft und gerne über ihre Proberaumaktivitäten, Fotoshoots und Trinkgewohnheiten schreiben. Gehört hatte ich bis dato noch nichts. Dies ändert sich nun und ich bin wirklich gespannt was da kommt. Über den Sound schreibe ich jetzt nichts mehr… Die Musik ist überraschend interessant und hat mit den beiden Vorbands wenig gemeinsam. Eher düster und fast schon Death Metal lastig, gehen die Neubrandenburger ans Werk. Der Gesang kommt ohne Cleanparts aus, was mich mächtig freut. Die Gitarren sind mir nach wie vor zu leise. Die Band agiert etwas hölzern, was wohl dem Fakt geschuldet ist, dass es ihr erster Gig ist und sie zudem noch einen neuen Gitarristen haben, der sich in Windeseile das Set raufgedrückt hat. Da sich alle an ihren Instrumenten festhalten können und irgendwas zu tun haben, bleibt die schwierige Aufgabe der Animation an Sänger Philipp hängen. Leicht verhalten fordert er die Meute zum Tanze auf, was auch nach einigen Songs ein totaler Selbstläufer wird. Die Tanzwütigen umrunden ein ums andere Mal den Billardtisch, der auch im Laufe des Auftritts vom Holidays In Hell Sänger Tino als perfekte Stagediving Rampe auserkoren wird. Von nun an wird nicht nur um den Tisch getanzt, es wird auch von ihm gedivt. Wie lange ist das her, dass man sowas in einem Club erlebt hat?! Ich freue mich! Nachdem alle derzeitigen Songs dargeboten wurden, gab es noch eine kurze Dankesrede an alle Beteiligten. Es würde auch erwähnt, dass es heutzutage leider keine Selbstverständlichkeit mehr ist, dass Konzerte dieser Art stattfinden. Richtig! Angesichts dessen wundert es mich auch, dass sich gerade mal um die 70 Nasen versammelt haben heute Abend. Auch wenn sich Betray The Colossus Mühe gegeben haben, so bleibt die Krone des Abends, getreu dem Motto der Mini Playback Show: „Alle waren Sieger, auch wenn Einer nur gewinnen kann…“ , bei Holidays In Hell hängen, die sie sich redlich verdient haben.
Das Konzert ist vorbei und die Leute verteilen sich in alle Himmelsrichtungen. Herr X, Herr Y und ich stehen noch einige Minuten am PKW, bevor sich auch unsere Wege trennen. Alles zusammengefasst muss ich sagen, dass mir der Abend sehr gefallen hat. Abgesehen von den Bands, die alles gegeben haben, war der Abend und auch die Gäste angenehm. Selbst wenn die Musik, wie diesen Abend oft festgestellt, nicht meine Baustelle ist, habe ich mich dennoch amüsiert.