Er heutige Abend wird diesmal außerhalb der Komfortzone stattfinden. Das The Toy Dolls Konzert spielt sich im Kosmos in Stettin ab. Da die Band dieses Jahr den Norden Deutschlands nicht bespielt, geht’s eben ab in den Norden des Nachbarlandes Polen. Die Strecke ist mir, durch einige eigene Gigs in der Stadt, vertraut und so geht es am frühen Nachmittag auf nach Stettin. Der erste Halt in Polen ist eine Geldwechselstube. Hier wird das nötige Kleingeld getauscht, um sich im Klub mit Getränken versorgen zu können.
Der Klub ist ein altes Kino und sieht von außen wirklich riesig aus. Die Spannung steigt, jedoch wird als erstes das KFZ sicher hinter dem alten Kino geparkt und die Gegend erkundet. Mein Begleiter und ich laufen ein paar Straßen ab und gönnen uns eine Kleinigkeit zu essen. Zu unserer Überraschung, finden sich heute viele Deutsche ein. Einige von ihnen waren schlau genug, sich ein Hotelzimmer im Hotel nebenan zu besorgen, was natürlich bei uns auf etwas Neid stieß und wir uns gesagt haben, dass wir es beim nächsten Mal genauso machen werden. So schlägt man etwas Zeit tot mit Dosenbier und kurzen Gesprächen mit den Anreisenden. Der Vorplatz füllt sich immer mehr und wird im wahrsten Sinne des Wortes bunter. Gegen18.30 Uhr ist dann Einlass und wir schlendern zur Tür. Hier werden wir nach den Tickets gefragt. Ich erwidere dem Herren an der Tür, dass wir auf der Gästeliste stehen, woraufhin er uns etwas überrumpelt mit der Frage, ob wir denn ein Backstage Bändchen brauchen. Nein, das benötigen wir nicht, ein Fotoband reicht uns alle Male. Er kramt in der Hosentasche und gibt uns in Ermangelung an Kommunikationsgeschick, auf Grund der Sprachbarriere, einfach die AAA-Bänder. Is okay, da wird nicht gemeckert, genutzt wird es auch nicht und so lassen wir uns im Außenbereich des Klubs nieder.
Als Vorband spielen die Ortsansässigen WC. Es ist schnörkelloser Punk Rock mit einer dreckigen Attitüde. Da die Band auf Polnisch singt kann ich zu deren Inhalt nicht viel sagen. Der Gig war auch sehr leblos. Die einzige Bewegung kam vom Gitarristen. Der Rest hatte sich in eine Wohlfühlposition begeben und verharrte dort den Gig über. Ab und an drehte sich der Sänger mal um oder hob den Kopf, das wars dann aber auch.
Sehr pünktlich begannen dann The Toy Dolls ihren Auftritt. Der obligatorische Opener „Fiery Jack“ brachte das Publikum gleich auf Betriebstemperatur. Von da an wusste jeder hier im Raum, dass die nächsten zwei Stunden eine großartige Zeit werden. Olga, kein Mann der großen Worte, räumte von der ersten Sekunde alles an Sympathie ab, die es zu holen galt an diesem Abend. Das auf der Bühne nun weitaus mehr los war als bei der Vorband liegt in der Natur der Toy Dolls. Sie vermessen mit ihrer typischen Choreografie die ganze Bühne und grinsen sich fast um den Verstand. Den Spaß an der Sache merkt man den Dreien an und dieser Spaß geht auch ohne Verlust auf das Publikum über. In den heimischen Klubs ist es meist so, dass sich vor der Bühne eine Gruppe bemerkbar macht die tanzt und pogt, während der Rest des Saals eher den Anschein macht, gezwungen worden zu sein. Hier bietet sich ein komplett anderes Bild. In allen Ecken und allen möglichen Winkeln kommt es zu wilden Tanzeinlagen und Chören die die Texte aus vollem hals mitsingen und feiern. Ein toller Anblick, der das positive Gefühl des Konzertes noch verstärkt. Den Siedepunkt erreicht der Gig, als „Nellie The Elephant“ angespielt wird. Nun ist alles zu spät im dem alten Kino. Kein Halt und keine Gefangenen! Der ganze Saal hüpft und singt. Kein Hit wird vernachlässigt und das Konzert endet mit einem mehr als glücklichen Publikum und einer sichtlich zufriedenen Band.
The Toy Dolls Kosmos Stettin 27.04.2024