„Abschied ist immer ein bisschen wie Sterben.“, heißt es ja. Und zumindest nach der ersten Nacht im Zelt, merkte ich, wie sich das Sterben anfühlt. Ja, ich kam auf die glorreiche Idee, nach Jahren mal wieder zu zelten. Blöde Idee; mache ich auch nie wieder. Aber egal, denn das ist eine eigene Sache.
Jubiläum und finales Festival ist also angesagt. Ich bin seit 2005 auf dem Barther Metal Open Air und mir würde etwas fehlen, wenn es wirklich gänzlich von der Bildfläche verschwindet. Doch dazu später mehr.
Donnerstag, 16.08.2018
Im Laufe des Vormittags komme ich auf dem Gelände an und baue ratzbatz mein Wurfzelt an einem schattigen Plätzchen auf. Fertig! Bier schnappen und erstmal rumgehen, um einige Leute zu begrüßen. Diesmal gibt es hier auch kaum Mücken, aber dafür werde ich nach zwei Stunden von einer Wespe gestochen. Zwei weitere Angriffe werden folgen. Wespen sind dieses Jahr wirklich eine Plage.
Pünktlich um 15:15 Uhr beginnen dann BETALMAND. Mit ihrem aktuellen Album „Wüstenplanet“ im Gepäck und mit Maike am Bass und Jörn am Mikro mit zwei neueren Bandmitgliedern am Start. Naja, zumindest sehe ich die Band mit den beiden das erste Mal. Und Betalmand enttäuschen auch heute nicht. Die Haare fliegen, die gesamte Band sehr agil und dann gibt es für das Publikum noch ein paar „Kurze“, die wohlwollend angenommen werden. Und vom „Golem“ bis zur „Panzerwelt“ überzeugen die Jungs und das Mädel erneut. Ein wirklich gelungener Start zum Jubiläum des BMOA.
SACRIFIZED konnten mich beim letztjährigen Warm-Up bereits überzeugen. Ihr Black’n Thrash Metal ist oldschool und die drei Jungs vollkommen authentisch. Auch dieses Mal macht das Trio keine Gefangenen. Irgendwie wirkt die Mucke der Schleswig-Holsteiner heute noch altbackener (im positiven Sinne) als letztes Jahr. Angeschwärzter Thrash trifft auf Heavy Metal der guten alten 80er. Und während sich Sacrifized beim Warm-Up mit Venoms „Black Metal“ verabschiedeten, ist heute „Ausgebombt“ von Sodom der Rausschmeißer. Und mit einer Mixtur dieser beiden Songs, kann man die Musik der Jungs bestens beschreiben. Wieder mal ein geiler Auftritt!
UBUREN … Uburen? Nie von denen gehört. Und dabei haben die Norweger bereits zwei Alben und zwei EPs auf dem Markt. Aber man lässt sich ja gerne mal überraschen. Das Trio kommt in selbstgebastelter Kriegermontur auf die Bühne, aber im Gesamten ist der Auftritt recht harmlos. Wenn Uburen mal das Tempo steigern, dann wird es zwar interessanter, aber insgesamt fehlt es an Kraft. Dennoch möchte ich den Auftritt der Black Metal-Truppe nicht verteufeln, denn sie haben auch wirklich gute Momente. Und optisch sind sie auf jeden Fall ein Hingucker; insbesondere Basser Bior fällt mit Dreads und geiler Mimik auf.
Ein Ende abwechslungsreicher und grimmiger wird es nun mit KÂHLD. Es gibt hauptsächlich Songs vom Debüt „No Fertile Ground For Seeds“ und diese sind so dermaßen abwechslungsreich, dass der Gig richtig Spaß macht. Einen Slot später in der Dämmerung hätte den Süddeutschen gut getan, aber dennoch ein starker Auftritt.
Agalloch sind Geschichte, es lebe PILLORIAN. Obwohl das auch übertrieben ist, da lediglich John von erstgenannter Band hier aktiv ist. Und wo Agalloch aufhörten, machen Pillorian weiter. Klar, es ist atmosphärisch und für viele auch etwas gewöhnungsbedürftig und doch ist die Musik der Jungs aus Portland variabler. Hier und da wird ordentlich aufs Gaspedal getreten und auch der Gesang kommt mir abwechslungsreicher, als bei Johns Vorgängerband, vor. Ein gelungener Auftritt der Amis.
Was ist denn das? Ich glaube, so voll war es vor der Bühne noch nie. Und schon gar nicht an einem Donnerstag. Geäst, Kerzen und vier langhaarige, gestandene Männer erscheinen auf der Bühne. Diese erstrahlt überwiegend in Rot und Nebelschwaden ziehen immer wieder auf. ENISUM legen los. Und wie! Keine Ansagen, kein großes Palawer … einfach nur Musik, die einen Träumen lässt. Anfangs ist der Gesang zwar etwas dünn, aber auch das wird ratzbatz von Soundmann Christian Ernst erledigt. Eine Dreiviertelstunde gänsehauterzeugender Black Metal, der bei allen gut ankommt. Ich habe selten so einen ergreifenden Auftritt erlebt. Die Italiener sind nach dem Auftritt übrigens sehr überrascht, wie voll es vor der Bühne war. Nun, sie werden sich dran gewöhnen müssen.
Zum Barther Jubiläum kommen EïS mit einer Special-Show und es bleibt voll vor der Bühne. Es werden nur Songs der ersten Alben „Patina“, „Kainsmal“ und „Galeere“ gespielt. Quasi, als Eïs noch Geïst hießen und die Besetzung noch eine ganz andere war. Alboin ist heute sehr kommunikativ und hat sichtlich Spaß am Gig. Immer wieder sucht er Kontakt zum Publikum, welches Songs, wie „Unter toten Kapitänen“ mehr als wohlwollend annimmt und richtig mitgeht.
Einen undankbaren Slot haben nun die Jungs von STEINGRAB. Nach einem Abend mit meist getragenem Black Metal, muss das Trio nun mit genau so einem Stil den ersten Tag beenden. Aber es bleiben doch noch einige vor der Bühne, um sich die Show der Hessen anzuschauen. Und das lohnt sich. Passend zum Bandnamen stehen Stille und Mahr fast regungslos on stage und ziehen so ihr Set durch. Wenn man bei anderen Bands die Inaktivität bei Live-Gigs meist kritisiert, passt es bei Steingrab und ihrer, teils melancholischen Musik. Klar, ab und an wird die Geschwindigkeit etwas angehoben, aber die Musik lebt von getragenen Melodien, die hier und da auch mal eine Gänsehaut erzeugen können. Die meisten Songs sind von ihrer letzten Scheibe „Mystik“, aber auch z.B. „Geist der Menschheit“ von ihrem Demo wird gespielt, wo dann auch die Fäuste der Musiker gereckt werden. Ein genialer Auftritt, der Bock auf mehr macht. Mit „Jahre nach der Pest“ ist nun auch grad ihr neues Album erschienen. Ich durfte schon mal reinhören und kann nur sagen, es lohnt sich!
Der erste Tag ist nun musiktechnisch vorbei und so wird auf dem Campground weitergefeiert, wo die Eventkombüse noch genügend Bier und Kurze für die Durstigen hat. Wie immer eine internationale Party, wo sich irgendwann irgendwie alle freundschaftlich in den Armen liegen.
Freitag, 17.08.2018
Nach drei Stunden Schlaf erwache ich ihn meinem Schlauch … ähm … Zelt. Weiterpennen? Niemals. Frühstücken, Kaffee und in die Stadt. Das ist mittlerweile auch zu einem Ritual geworden, dort einen Kaffee zu trinken und dann nochmal zum Bodden zu gehen. Tut einfach gut.
Mittlerweile bekommen wir dann auch mit, dass der Festivaltag eine Stunde später beginnt, da Waldschrat ausfallen, weil sich ihr Drummer die Hand gebrochen hat.
HAMARSHEIMT stehen nun also auf der Bühne. Und ja sie stehen. Anders als bei Steingrab gestern, wirkt das bei den Berlinern aber komisch. Viking-/Death Metal … da muss Bewegung auf der Bühne sein. Kampfeslust, Animationen, um das Publikum mitzunehmen … doch Sänger Krystian steht beinahe regungslos mit seinem Mikro in der Hand und weiß mit der anderen Hand nicht wirklich was anzufangen. Ohne Mimik werden die Songs vom Album „Auf in die Schlacht“ heruntergegrunzt. Irgendwie schade, denn musikalisch ist das Quintett gar nicht sooo übel. Man hört zwar, dass sie offensichtlich große Amon Amarth-Fans sind, aber doch sind viele eigene Momente dabei. Der einzige, der übrigens wirklich agil auf der Bühne ist und für Stimmung sorgt, ist ausgerechnet der Ersatzgitarrist.
Ganz anders nun bei REFUSAL. Wie ein Derwisch rennt Shouter Niikka auf der Bühne hin und her und der Rest der Band steht ihm in Nichts nach. Death Metal mit einigen Hardcore-Elementen ist angesagt und ist eine gelungene Abwechslung auf diesem Festival. Die Vocals sind nicht ganz so tief, wie auf Platte, aber das macht den Auftritt nicht weniger intensiv. Der Bass scheppert und ob Midtempo oder Blastbeats, die Mucke kommt immer auf den Punkt. Die psychopathischen Mimiken von Niikka sind schon allein ein Highlight. Die Zuschauer werden im Laufe der Spielzeit auch immer neugieriger, doch nach einer halben Stunde ist Schluss. Eine Viertelstunde hätten die Finnen noch gehabt. Schade!
Vollbärte, Thorshammer und lange Haare … die polnischen Amon Amarth sind nun dran. Und VALKENRAG machen es ein Ende besser, als ihre Berliner Kollegen. Synchrones Haarkreisen, ausdrucksstarkes Auftreten und gutes Songwriting zeichnet das Quartett besonders aus. Und wenn ein Song, wie „Waves Of Coming Future“ ertönt, dann flippen die Anwesenden aus. Eine Kostprobe vom neuen Album „Chasing The Gods“ gibt es dann auch noch. Ein gelungener Auftritt.
Seit 24 Jahren existieren nun schon ANDRAS. Nach einigen Besetzungswechseln und siebenjähriger Releasepause haben die Sachsen ihr Album „Reminiszenzen“ im Gepäck, welches letztes Jahr erschien. Epischer Pagan/Black Metal von den gestandenen Männern, der makellos rüberkommt. Khenaz, der im Wechsel Klargesang und Gekeife beherrscht, rennt hin und her und spielt mit dem Publikum, welches jetzt schon zahlreicher vor der Bühne ist. Klar, dass ANDRAS sich hauptsächlich vom neuen Album bedienen, aber auch ältere Stücke werden nicht außer Acht gelassen. Ein sehr imposanter Auftritt der sechs Jungs.
NORTHLAND sind nach 2013 nun das zweite Mal im Boddenstädtchen und für mich ein wirkliches Phänomen. Vor fünf Jahren waren mir die Spanier noch völlig unbekannt und war erstaunt, wie voll es vor der Bühne war und wie die Band abgefeiert wurde. Heute ist es nicht anders, außer, dass ich Northland mittlerweile kenne. Und sie machen ihre Sache wirklich sehr sehr gut. Sänger Pau, jetzt mit kurzen Haaren, hat das Publikum jederzeit im Griff und Violinen-Neuling Javi sieht man die Begeisterung förmlich an. Mit einem überaus fröhlichen Grinsen scheint es so, als wenn er jedem einzelnen vor der Bühne freundlich zunickt. Bei Northland kann man wirklich sagen, dass es eine Folk Metal-Band der Extra-Klasse ist. Daumen hoch!
Stilistisch ähnlich geht es nun weiter mit NOMANS LAND. Die Russen gibt es nun auch schon mittlerweile seit 22 Jahren und diese Erfahrung merkt man ihnen an. Leider war es bei Weitem nicht so vor der Bühne gefüllt, wie bei ihren spanischen Kollegen, aber dennoch strotzten sie vor Spielfreude. Sänger Sigurd sagte mit heiserer Stimme die Songs an und bei Hymnen wie „Sons Of The Nord“ reckten dann auch die Leute auf den Rängen ihre Fäuste in die Höhe. Es klappt also doch: man kann funktionierenden Viking-Metal ohne Flöte etc. spielen, ohne nach Amon Amarth zu klingen. Schön!
Im Jahre 2006 hatte SARKOM ihren ersten Live-Auftritt beim Barther Metal Open Air. Damals noch mit Eirik und John von TrollfesT, sowie Tjalve von 1349. Heute, 12 Jahre später, sind sie zum dritten Mal in Barth und sie sind reifer geworden. Professionell und routiniert absolvieren die Norweger ihren Gig, inkl. Sodom-Cover „Sodomy And Lust“. Die Band präsentiert sich als eine Einheit, ist ständig in Bewegung und Sänger Erik ist zu einem respektablen Frontmann geworden.
Nun gibt es Titten. Naja, zumindest in Form einer Torte. Diese ist für Heiko, der somit verabschiedet wird. Eigentlich hatte er vor, für dieses Finale noch einmal mit seiner Band Nidhøgg aufzutreten, aber das ist letztendlich doch gescheitert. Schade für ihn, denn das wäre nochmal ein Highlight am Ende gewesen. Heiko sagt noch, sichtlich ergriffen, dass er ausgelaugt ist und hofft, dass es jemand anderes übernimmt. Kaum jemand glaubt hier und heute an das Ende des BMOA. Wir werden sehen.
Auch ich habe mal Hunger und hole mir erstmal was Deftiges zu essen. Da verquatsche ich mich und so verpasse ich ISVIND. Okay, sie interessieren mich wirklich, aber wenn man bei 29 Bands zwei, drei Bands verpasst, dann ist es legitim. Isvind höre ich also nebenbei von außen und kann auf jeden Fall den Song „Ulv! Ulv!“ erkennen. Soll auf jeden Fall ein guter Gig gewesen sein.
Zum letzten Viertel von FORGOTTEN TOMB bin ich dann wieder mittendrin. Diese dürfen eine volle Stunde spielen; für diese Uhrzeit vielleicht etwas zu lange, da der Black Metal der Italiener doch etwas zäh ist. Das stört aber nur wenige, denn es ist bei ihnen trotzdem ganz gut gefüllt. Viel Stageacting gibt es nicht und doch ist Frontmann Ferdinando auch ohne ständige Bewegung ein Hingucker. Die Fans vor der Bühne sind begeistert, aber ich hatte was anderes auch gar nicht erwartet.
Es ist nun schon nach 1 Uhr und normalerweise wird es jetzt erfahrungsgemäß leerer und es lichten sich die Reihen. Heute aber nicht, denn mit URN kommt der nächste Kracher auf die Bühne. Der thrashige Black Metal der Finnen reißt das Publikum sofort mit und der Funke springt nicht nur einmal über. Ich hatte mich mit der Band noch nicht groß beschäftigt und kenne deshalb die Titel auch nicht, aber was ich da sehe und höre, lässt mich aufmerksamer werden. Mit Kutte und Patronengurten ist Sulphur ein Frontmann, der nicht nur optisch was hermacht. Nein, er bezieht immer wieder das Publikum mit ein, welches bis zum Ende mitbangt. Ein geiler Tagesabschluss.
Live-Musik vorbei und wieder ab zum Campground, um noch Party zu machen.
Samstag, 18.08.2018
Wieder drei Stunden Schlaf. Wieder in die Stadt und mittags rauf auf das Festivalgelände.
Dort spielen bereits DISSECDEAD. Und die sind um diese Uhrzeit schon richtig wach. Technisch hochwertiger Death Metal, der nicht wenige vor die Bühne lockt. Sänger Marco lässt in jeder freien Minute seine Haare kreisen und auch der Rest der Band ist agil. Die Jungs ballern sich durch alle Tempi und machen richtig Spaß!
Nun eine Band, auf die ich mich schon richtig freue: NORNIR. Die Sachsen konnte ich bereits im letzten Jahr auf dem Warm Up für mich entdecken und darum ist heute die Vorfreude besonders groß bei mir. Dass sie dieses Jahr nun so früh und im Hellen spielen, ist zwar schade, denn im Dunkel ist die Atmosphäre doch anders, aber sie schaffen es trotzdem, zu überzeugen. Die Bühne wird mit Feuerschalen ausgestattet und Frontfrau Lethian kommt mit Trommel und heidnischem Klargesang ans Mikro, bevor sie sich die Gitarre umhängt und mit geilem Gekeife fortfährt. Gesanglich unterstützt wird sie von Bassistin Reineke, die seit diesem Jahr in der Band ist. Songs, wie „Above The Mountains“ oder „Yggdrasil Og Nornene“ überzeugen nicht nur mich, denn für diese Uhrzeit ist es vor der Bühne wirklich schon sehr gut gefüllt. Und wenn ich mir das gesamte Konzert von der ersten Reihe aus anschaue, dann will das was heißen. Diese Band ist jetzt schon kein Geheimtipp mehr.
Und es geht weiter mit einer Female Fronted Band, allerdings mit deutlichem Stilwechsel. WOODSCREAM haben sich dem Folk Metal verschrieben und können den auch gut live umsetzen. Sängerin Valentina ist schon eine sehr hübsche Erscheinung und gesanglich hat sie einiges zu bieten. Schade nur, dass einige Instrumente aus der Konserve kommen, denn so wirkt das Ganze irgendwie weniger authentisch. Dennoch ist diese Band wahrlich nicht übel. Valentina versucht das Publikum zu animieren, was jedoch nur teilweise gelingt, denn irgendwie polarisiert der Auftritt der Russen. Einigen ist der Gesang zu klar und die russischen Lyrics zu gewöhnungsbedürftig. Aber da muss man halt mal über den Tellerrand hinwegschauen.
Dieses Jahr hat es dann endlich mal geklappt: CTULU stehen auf der Bühne. Mitsamt origineller Bühnendeko und einer uniformen Maskerade, welche aber im Dunkeln noch besser zur Geltung kommt, wie ich auf den Frostfeuernächten miterleben konnte. Mathias und Arne als jeweils Links- und Rechtshänder, stehen symmetrisch auf der Bühne und teilen sich den Gesang zum Black Metal, der mal getragen und mal rasend schnell ist. Hauptsächlich gibt es Songs vom 2016er Album „Ctulu“ und dennoch ist vor der Bühne nicht allzu viel los. Schade eigentlich, denn die Norddeutschen liefern einen gewohnt guten Gig ab.
Nun die Lokalmatadoren aus Rostock: SILENT LEGES INTER ARMA. Die Jungs sind, inkl. Warm-Ups, das fünfte Mal in Barth und somit Spitzenreiter. Zum endgültigen Duo geschrumpft, betreten M:F und D:B die Bühne und legen sofort los. Was die Beiden da auf der Bühne, nur mit Gitarre und Drums, herausholen, ist Wahnsinn. Mich wundert allerdings, dass niemand vor der Bühne steht. Das spornt SLIA aber wohl eher an, denn M:F legt eine One-Man-Show ab, da können sich manche Bands eine Scheibe abschneiden. Und siehe da, es kommen nach und nach immer mehr Leute nach vorne, um mitzubangen und die Pommesgabel zu zeigen. Eine Band, die sich Leute erspielt, muss was drauf haben. Und das haben sie.
Und das nächste Highlight für mich, in Form von WALDGEFLÜSTER. Wesentlich depressiver als die Vorgänger, gehen die Münchner hier zu Werke. Winterherz ist ein wahnsinnig guter Frontmann, der keifend, leidend, bangend oder träumend z.B. vom „Traumschänder“ singt. Stageacting wird bei Waldgeflüster großgeschrieben und so wird es optisch ebenso nie langweilig, wie akustisch. Trotz Überlänge der Songs, ist der Gig der Bayern sehr kurzweilig und zumindest ich hätte noch eine Stunde Waldgeflüster ertragen.
Während ich mich beim Essen mal wieder verquatsche, verpasse ich GRIMNER und HORN. Die Schweden Grimner mit ihrem Pagan-Humppa-Metal sollen totale Stimmung gemacht haben und ich höre noch Stunden später, Leute von ihnen schwärmen. Horn war nie wirklich mein Ding, aber es soll ein imposanter Auftritt gewesen sein, mit netten Interludien.
Zu SARGEIST bin ich dann auch wieder vor der Bühne. Mittlerweile ist es dort auch wieder proppenvoll. Klar, wo die Finnen auftreten, ist es immer voll. Shatraug hat das Bandkarussell mal ordentlich drehen lassen und bringt so noch zusätzliche Abwechslung mit nach Barth. Ansonsten bietet die Band nicht viel Neues. Das letzte Album ist ja nun auch schon von 2014 und somit werden halt ältere Songs gespielt, die ja eh immer gut ankommen. Zwischendurch gibt es dann noch satanisch anmutende Rituale. Ein guter Auftritt, aber wirkt auf mich, wie schon –zig mal gesehen. Mal schauen, wie das neue Material mit der Besetzung wird.
Für die abgesprungenen Irrlycht sind nun LUGUBRE auf nächtlicher Stippvisite. Den meisten ist diese Band noch vollkommen unbekannt. Okay, ihr letzter Longplayer ist von 2010 und das ist schon eine lange Zeit. Vor acht Jahren war der ein oder andere Festivalbesucher vielleicht 10-12 Jahre alt und entdeckte wahrscheinlich grad One Republic für sich. Doch heute zeigen die Holländer, was die Leute verpasst hatten, die Lugubre noch nicht kennen. Sänger Asega mit gefühlten vier Metern Körpergröße, Glatze und Megakoteletten wirkt auf der Bühne schon allein wie ein feuerspeiender Golem. Musikalisch bietet die Band astreinen Black Metal, der sich über das gesamte Festivalgelände walzt, dass so manch einer, der schon im Zelt liegt, sich nochmals zur Bühne bewegt. Es wird wieder voll. Eine wirklich geile und energiegeladene Show. Und der Vier-Meter-Mann Asega entpuppt sich auf der Party danach, als total netter und zuvorkommender Typ. Eine geile Band und ich hoffe, dass es bald wieder neues von Lugubre gibt.
Es ist mittlerweile 1 Uhr und die ersten Ausgelaugten, nach drei Tagen Festival, begeben sich in die Waagerechte, um am nächsten Tag fit für die Heimfahrt zu sein. 1349 legen los und die Power, die Lugubre zuvor hatten, fehlt mir etwas. Mit Songs wie „Slaves“ oder „Celestial Deconstruction“ haben sie zwar richtige Knaller dabei und trotzdem will der Funke nicht überspringen. Mag wirklich an der Uhrzeit und an der Tatsache liegen, dass sie die mittlerweile 29. Band des Festivals ist. Einige ziehen enttäuscht ab, weil Frost nicht an den Drums sitzt. Leute, den sieht man hinter seinem Kit doch eh nicht … und seid Ihr wegen der Musik oder wegen einzelner Musiker dort? 1349 ziehen auf jeden Fall ihr Set durch und wirken überhaupt nicht lustlos, wie ich von einigen Seiten hören muss. Ein solider Gig und ich freue mich, diese Band endlich mal live zu sehen.
Somit ist das 20. Barther Metal Open Air Geschichte. Es war ein gelungenes Festival, wo mir allerdings der Death Metal etwas zu kurz kam. Aber man kann es eben nicht jedem Recht machen. Mit Enisum, Steingrab, Refusal und Lugubre habe ich jedenfalls persönliche Live-Debüts gesehen, die mich vom Hocker rissen. Der Sound von Irsins Sound der Kältetod Legion war durchweg mehr als akzeptabel. Fehler wurden schnellstens behoben und wenn man bedenkt, dass der Christian da oben 28 von 29 Bands „lautgemacht“, dann ist das schon eine Leistung.
Das Umfeld war auch mal wieder sehr angenehm. Die Security locker und zu Späßen aufgelegt, die Besucher friedlich, partyfreudig und hinterließen den Park sauber, leckeres und abwechslungsreiches Essen bei der Eventkombüse, die auch mal einen Extrawunsch erfüllen und die Damen vom Bierwagen immer nett, auch wenn sie sich mit betrunkenen Metalern bis morgens um 5 Uhr die Nacht um die Ohren schlagen mussten.
Ein besonderer Dank auch dieses Jahr wieder an Heiko, Biggi, Arne sowie an die gesamte Crew, die große Probleme erst gar nicht aufkommen ließen.
Tja, wie geht es nun weiter mit dem BMOA? War es das letzte Mal? Nein! Denn kurz nach dem Festival übernahm Arne, die rechte Hand von Heiko und Biggi, das Festival. Es bleibt quasi in der Familie. Und es wird sich was ändern. Lassen wir uns überraschen. Dann auf ein Neues; beim 21. Barther Metal Open Air!