Kaum eine Band wird in letzter Zeit so oft gelobt und getadelt wie Frei.Wild. Kurz vor ihrem heutigen Gig, haben sie noch einen Echo in der Kategorie Rock/Alternative National bekommen und mussten viel über sich ergehen lassen, ob es denn nun rechtens ist oder nicht. Wo wir bei rechtens sind, der Ein oder Andere sagt ihnen auch nach, sie würden sich politisch eher Rechts halten. Die nächsten meinen Frei.Wild sind sowieso nur eine billige Onkelz Kopie und sie wollen nur unser Geld. Das totale Gegenteil von diesen bösen Stimmen sind die vielen Frei.Wild Fans die sich in den Straßen rumtreiben mit ihren Frei.Wild Jogginghosen und ihren Frei.Wild Hoodies. Nun gibt es aber nicht nur die Gegner und die Befürworter, wie es uns ja immer glauben gemacht wird in der heutigen Zeit, nein es gibt auch die denen das total egal ist weil es wichtigeres gibt als eine Südtiroler Band die aus all dem ihren Vorteil zieht und ihren Stiefel einfach weiter durchzieht.
Ich selber habe mich nie wirklich um die Musik von Frei.Wild geschert oder deren Vergangenheit. Schluss damit habe ich mir gedacht, heute gehst du dahin und schaust dir mal an warum alle so ein Fass aufmachen wenn der Name Frei.Wild fällt. Gesagt getan!
Der erste, finanzielle, Dämpfer kommt beim Befahren des Parkplatzes. 3 Euro sind zu löhnen damit man sein PKW auf den sonst kostenlosen Parkplatz hinter dem Jahnsportforum abstellen darf. Okay, warum nicht, ist der Weg dafür später halt nicht so weit zum Auto. Der Parkplatz als solcher ist voll mit Fans die laut die Musik ihrer Idole hören und sich mit mitgebrachtem Bier warm trinken. Gute Idee, denke ich und gehe vor zum Einlass um mich auch an diesem kühlen Nass zu laben. Puff, die nächsten 4 Euro weg. Kein Ding, Bier kostet eben Geld auf nem Konzert aber als ich die nette Frau im Bierwagen frage, wo denn der Abort ist für die vielen Kunden, sagt sie mir es gebe keinen und die ersten sind schon seit 14 Uhr am Trinken und Warten. Das nenn ich mal vorausschauend, Bier verkaufen und ne goldene Nase verdienen, aber nicht mal n Dixi-Klo hinstellen. Durchhalten und langsam trinken, ist also die Devise. Der Grund meines ziemlich zeitigen Eintreffens ist eine Ankündigung der Band. Man solle doch bitte 17 Uhr da sein, es gehe um einen Videodreh, mehr braucht man nicht zu wissen, hieß es. Als guter Schreiberling kommt man dann schon mal früher um sich das Spektakel mit an zusehen
Das Bier ist leer und die Zeit schreitet voran. Endlich ist es 17 Uhr und alle warten was jetzt wohl kommt. Nichts, es werden ein paar Leute in die Halle gelassen und nach ein paar Minuten hört man Jubel und Freude, dann laute Musik. Der Aufruf früher zu kommen galt also nur einer Handvoll Leuten, das hätte man auch sagen können. Danke dafür! Jetzt heißt es nur noch eine Stunde draußen warten und sich fragen, warum man so dämlich war so früh her zu kommen.
Nun geht’s rein. Die Vorband wir heute SpitFire sein. Noch nie was von denen gehört. Pünktlich beginnen besagte SpitFire ihren Gig und knallen einen schönen Rock n Roll raus, der nach einigen Songs leider an Zauber verliert. Der Sound ist spürbar nur auf halbe Kraft und die dominierenden Höhen lassen einen schnell weghören. Sowieso haben es die drei auf der Bühne schwer gegen die Frei.Wild Rufe aus dem Publikum anzuspielen. Die rund 5000 Leute machen schnell klar weswegen sie hier sind. Der sehr bemühte Auftritt von SpitFire ist so schnell vorbei wie er begonnen hat und hängen bleibt ein Medley aus Rock und Metal Klassikern, jedoch nichts Eigenes der Band. Da dies der letzte Tag der Tour ist, machen sich die Bühnenroadies ein Scherz daraus den Bandmitgliedern lustige Hüte aufzusetzen und dem Schlagzeuger das Schlagzeug unter den Sticks abzubauen. Als Abschied gibt es Whitney Houstens „I Will Always Love You“ und SpitFire machen Platz für Frei.Wild.
Pünktlich wie die Maurer stehen die Bengels auch auf der Bühne. Anstrengen müssen sie sich nicht die Leute anzufachen. Fast alle Anwesenden begrüßen die Headliner mit Jubel und heftigem Applaus. Da ich wie gesagt ein völlig unbeschriebenes Blatt bin, was Frei.Wild angeht, lasse ich diese Situation einfach auf mich wirken und halte mich dezent im Hintergrund. Was sich hier einem bietet ist der totale Durchschnitt. Die Songs bieten tolle Schlagwörter und reimen sich auch gut jedoch habe ich das Gefühl, dass außer ein paar Phrasen die man schon tausendmal woanders gehört hat nichts hängen bleibt. Musik hat ja nun mal die gute Eigenschaft, gepaart mit dem richtigen Text zu motivieren und zum Weitermachen zu animieren, einen stark zu machen und auch mal das Letzte aus einem rauszuholen. Dies ist anscheinend auch das Ziel von Frei.Wild, wenn man ihren Texten so lauscht. Es werden auch Beziehungen aufgearbeitet und Frauen verschmäht die einen immer wieder verarscht haben. Die Liebe kommt also auch nicht zu kurz. Wer auch immer dies jetzt hier liest und darauf wartet das ich mich in irgendeiner Weise über die politischen Ansichten der Band äußere, den muss ich enttäuschen, zumal dies ein Konzertbericht ist und keine sozialpolitische Abhandlung. Der Abend hat mir gezeigt, dass all dieses Gejammer und Gemecker nur einem was bringt, dem Geldbeutel von Frei.Wild. Ich denke nicht, dass sie ohne diese Polarisation um ihre politischen Ansichten jemals so groß geworden wären. Als Geschäftsmänner haben Frei.Wild alles richtig gemacht. Der Merchstand ist beeindruckend groß und die Leute kaufen jeden Mist. Selbst Frei.Wild-Frühstücksbrotdosen würden heute weggehen wie nichts Gutes.
Ich verlasse das Konzert ein paar Minuten früher damit ich noch vom Parkplatz komme bevor alle es wollen. Da ich das ganze Szenario auch nicht so beeindruckend finde tut es auch nicht weh 2 Songs zu verpassen. Zum Abschluss stelle ich fest, dass ich mir keine Frei.Wild CD zulegen werde und auch ein weiterer Konzertbesuch wird ausbleiben. Die Chance sich für mich zu gewinnen haben sie verspielt, zu austauschbar die Songs und leider auch zu 08/15 als das etwas hängen blieb oder ich mich vom Rhythmus hätte packen lassen. Danke trotzdem für die Mühe!