Wieder ist die Zeit verrannt, wieder ist ein Jahr vorbeigeflogen, als hätte es gar nicht existiert. Und leider ist das W:O:A 2016 auch schon wieder Geschichte.
Aber es ist doch noch gar nicht lange her, da war man fest mit den Planungen und Vorbereitungen zur Abreise beschäftigt. Und wie in jedem Jahr fieberte man auf den Tag hin an dem man morgens sein Auto startet um gen “Heimat” zu starten. Aber ist es wirklich wie in jedem Jahr?? Nein irgendwie ist es anders. Zu viel ist im Vorfeld passiert. Dinge, die einem doch die Skepsis durch das Gehirn jagen…eine Form der Unsicherheit. Der Anschlag von Ansbach liegt nicht allzu weit zurück. Nicht auszudenken was passiert wäre, wäre dies auf dem Veranstaltungsgelände passiert!!??!!
Diesbezüglich wurde Seitens der Veranstalter ein komplettes Taschen und Rucksackverbot auf dem Infield erlassen…dazu später mehr.
Die diesjährige Anreise verlief ohne nennenswerte Zwischenfälle. Ein Stau vor dem Elbtunnel…aber dies ist ja eigentlich obligat. Aber wen stört‘s. Mit der richtigen Musik und dem Gedanken bis zur Abfahrt A 23 ist es nicht mehr weit und das Ziel rückt näher, lässt sich auch dieses Hindernis meistern. Was bedenklicher ist…es regnet ohne Unterlass. Sollte die Prognose der Wetterapp stimmen? Diese hat für das gesamte Festivalwochenende Dauerregen angegeben. Bloß kein zweites Hurricane oder Rock am Ring. 2015 verwandelte sich Wacken schon in “Bad Wacken”, Schlammkuren gratis. Aber das Wetter wurde besser, je näher man dem Ziel seiner Autofahrt kam. Und dann ist es soweit. Wacken ist erreicht. Und da ist es wieder…das Gefühl “ du bist zu Hause”…. Vier Tage mit Freunden stehen vor dir.
Das Einchecken verlief ohne nennenswerte Vorkommnisse. Nach dem Sortieren der Unterlagen und dem Richten des Platzes, war der erste Termin ein Rundgang über die Zeltplätze. Hier zeigte sich allerdings, dass der Regen der Vortage schon seine Spuren hinterlassen hatte. Die Versorgungswege waren auf dem besten Wege an 2015 zu erinnern.
Der Mittwochabend ist wie jedes Jahr ausschließlich für einen Dorfrundgang reserviert. Hier zeigte sich, wie auch an den anderen Tagen die erste Veränderung. Außer Taxis, Versorgungsfahrzeugen und Shuttlebussen, waren die Straßen frei von Fahrzeugen. Eine durchaus erwähnenswerte Sache, denn trotz Absperrungen an den Gehwegen, ließ sich so mancher Musikfreund nicht davon abhalten, einfach die Straße zu überqueren und sogar zu begehen. Das Resultat solchen Verhaltens war im vergangenen Jahr leider Folge eines schweren Unfalls. Also die Umleitung aller Anreisenden ein sehr großes Plus.
Was Wacken ausmacht zeigte sich wenige Minuten später in der “old Wacken Bar”. Kaum angekommen wurde man sofort von den Anwohnern, die hinter dem Tresen standen begrüßt. Nach einem Jahr kennt man sich immer noch. Ein Grund sofort miteinander anzustoßen und dabei selbstverständlich über Musik zu reden, inklusive des diesjährigen Programms.
Der Rückweg zeigte dann die Tücken oder auch Lücken, die das Taschenverbot mit sich gebracht hat. Meine Begleitung hatte sich im W:O:A Shop etwas gekauft und bekam zum Transport eine Papiertüte. An der Kontrolle zum Gelände angekommen, wurde ihr der Zutritt seitens der Security verweigert. Aussage “Taschen verboten”. Was nun?? Den Inhalt wegwerfen?? Zu Teuer!!!! Da half nur die Diskussion. Aber erst der Vorgesetzte der Security erlaubte den Durchgang, mit der Begründung; gekaufte Ware sei erlaubt. Hier stellt sich nun die Frage, in wie weit ein Verbot und eine Kontrolle sinnvoll ist. Ohne Frage, der Ansatz solcher Kontrollen und auch die Verbote sind sicher sinnvoll. Aber in welchen Maßen?? Ein Schutz vor Anschlägen jeglicher Art, auf friedlich Feiernde Musikfreunde, ist sicher dadurch nicht gegeben. Denn eine Kontrolle aller Anreisenden, nebst ihren Taschen und Koffern ist und kann nie erfolgen. Und in diesem Fall fehlte einfach der Informationsfluss, an alle an Kontrollen beteiligten Personen. Ein ähnliches Beispiel gab es bereits vor einigen Jahren. Hier war das Tragen von “Killernieten” und Patronengurten ausdrücklich untersagt. Jeder der diese Utensilien bei sich hatte, musste diese bei der Security abgeben. Selbstverständlich bekam jeder sein Eigentum beim Verlassen des Geländes zurück. Sinnvoll, denn Verletzungen waren durch scharfkantige Gegenstände ausgeschlossen. Der Haken an der Sache…auf dem Gelände waren gerade diese Dinge käuflich zu erwerben.
Nach einer ruhigen Nacht und Ausschlafen, startete der nächste Tag mit einem genialen Mittagessen. Megasteak vom Grill… Und nun startet neben dem Vergnügen die Arbeit. Der Donnerstag verspricht ein langer Tag zu werden. Das Programm ist für einen Donnerstag auf dem W:O:A prall gefüllt. Den Auftakt machen wie immer Skyline. Ein durchaus, seit einigen Jahren, etablierter Start für jedes W:O:A. Zeit zum Verschnaufen gibt es nicht. Saxon sind angesagt. In diesem Jahr überzeugen mich Biff und seine Mannen mehr denn je. Nicht nur das neue Material. Vor allem die alten Klassiker sind spielerisch und gesangstechnisch kaum zu toppen. Aber der Donnerstag birgt ja noch weitere Überraschungen. Ein Tag der Rock und Metal gekonnt vereint. Als nächster Act steht Foreigner auf dem Programm. Viele skeptische Kommentare waren im Vorfeld im Umlauf. Ein Grund mehr genauer hinzuhören. Und hier tat sich die erste Überraschung auf. Die Jungs haben definitiv überzeugt. Kein Klassiker hat gefehlt. Umgewandelt mit härterem Sound und unterlegt mit Doublebassparts. Definitiv gelungen. Und was soll man sagen, selbst der Klassiker aus den 80ern, „I wanna know what love is“ hat nicht gefehlt. Und der Song hat seine Wirkung bis heute nicht verloren. Neben uns traten so manchem harten Metaller die Tränen in die Augen. Fazit…Ziel erreicht. Die nächste Nummer aus der Rubrik Rock statt Metal stand nun in den Startlöchern. Die alten Hasen von Deep Purple 2013, standen dieses Jahr Whitesnake auf dem Programm und zogen uns in den Bann. Man glaubte die Zeit wäre stehen geblieben. Sind die Jahre an David Coverdale nicht vorbeigezogen??? Anscheinend nicht, denn auch stimmlich konnte er noch immer an alte Zeiten anknüpfen. Gefehlt hat mir allerdings der Eine oder Andere Klassiker aus den guten Zeiten mit Deep Purple. Aber nun ist es endlich soweit. Der Höhepunkt des Tages steht auf dem Programm. IRON MAIDEN!!! Das dritte Mal live auf dem heiligen Acker von Wacken. Eine grandiose Bühnenshow wird dem geneigten Zuhörer geboten. So wie man es von Maiden erwartet. Im Auftakt Songs des neuen Albums. Auf dem heimischen Sofa höre ich sie rauf und runte. Allerdings muss man bemängeln, dass die langen, durchaus guten Songs, dieses Albums live etwas deplatziert waren. Drängt sich einem doch schnell der Verdacht auf, das Spielzeit für gutes altes Material verloren geht. Aber die alten Klassiker fehlen nicht. Maiden zeigen uns, dass sie immer noch zu den Größten gehören. Allerdings ist die lange Tour an Bruce nicht spurlos vorbeigegangen, was seine Stimmgewalt anbelangte. Aber dies sei einfach verziehen. Der letzte Programmpunkt des Abends, war einem der Großen der Szene gewidmet. LEMMY KILMISTER, der leider nach schwerer Krankheit im vergangenen Jahr die Bühne für immer verlassen hat. Ein Musiker der uns allen unvergesslichen Konzertmomente, auch auf dem W:OA hinterlassen hat. Eine große Geste an diesem Abend war, dass Mikkey Dee hierzu angereist war. Phil konnte am Tag zuvor bereits im Bullhead mit seinem Soloprojekt begeistern. Ein W:O:A ohne Motörhead…hinterlässt auch in Zukunft eine Lücke. Ein letztes Mal startete der Motörhead “Bomber” all over Wacken.
Der zweite Tag neigt sich nun dem Ende zu. Zum passenden Ausklang gibt es in der VIP Area noch ein stilechtes Bier auf Maiden. Ein Troopers!
Der Freitag verspricht genauso ereignisreich zu werden wie der Donnerstag. Wieder stehen etliche Bands auf dem Programm, die eigentlich gesehen werden müssen. Aber teilen kann man sich nicht, da es leider wieder zu Überschneidungen auf den Bühnen kommt. Hier hilft leider nur aufteilen. Der Infieldtag beginnt mit einem Rundgang bei guter Musik. Hier zeigte sich wieder die Vielfalt von Wacken. Neben Kutten sieht man auch viele Besucher, die dieses Festival und seine musikalische Vielfalt schätzen gelernt haben. Und die dieses Festival bunt machen. Auch der Nachwuchs ist vertreten. Viele Eltern mit Kindern. Man sieht ihnen den Spaß an, den sie haben. Mit dabei zu sein, ein Teil der großen Wackenfamilie. Leider wird von Vielen dieses Publikum in Plattformen und sozialen Netzwerken als störend deklariert. Ich frage mich immer wieder wo ist die Toleranz, die sich der Metaller auf die Fahnen schreibt?? Gerade in der heutigen Zeit wo Gewalt, Terror und Angst zum Tagesgeschäft gehören, sollten wir, die alle dieselbe Musik hören und in gewisser Weise unseren Idolen huldigen, den gemeinsamen Weg gehen und untereinander das Zusammengehörigkeitsgefühl stärken und leben. Jeder von uns war in seiner langen Wackenlaufbahn (bei mir sind es fast zwanzig Jahre) einmal der Neuling auf dem holy ground. Und jeder von uns konnte in der Vergangenheit den Einen und Anderen “Neuen” für dieses Open Air gewinnen.
Als erster Tagespunkt steht nunmehr Axel Rudi Pell auf dem Programm. Mit Spannung erwartete ich diesen Gig aus dem Pressegraben. Und als “der Vorhang fiel” war klar, dieser Gig ist mal wieder keine Enttäuschung. Die gesamte Mannschaft, um unseren deutschen Ritchie Blackmore, legte eine enorme Spielfreude an den Tag. Neben neuen Songs dominierten die alten Klassiker aus Axels Feder. Leider ging die Stunde Spielzeit, die Axel an diesem Freitag inne hatte, zu schnell vorbei. Es ist schade, dass diese Band immer das Nachmittagsprogramm auf dem W:O:A kürt. Wünschenswert wäre für mich, Axel einmal zu späterer Stunde zu sehen und mit einer damit verbundenen längeren Spielzeit. Nach einer verdienten Pause und der Show von Bullet for my Vallentine trennen sich unsere Wege unserer Gruppe. Ich verbleibe vor den Hauptbühnen, da ich mich für Tarja entschieden habe und hier auch Fotos mitnehmen möchte. Der andere Teil ist auf dem Weg zur Partystage, wo sich Hansen and Friends auf ihren Gig vorbereiten. Pünktlich um 21:00 startet Tarja ihre Show. Bisher war es mir nicht vergönnt gewesen, Tarja und ihr Soloprojekt live zu sehen. Deshalb waren die Erwartungen hier besonders hochgesteckt. Eins war aber im Vorfeld schon klar, musikalisch konnte keine Enttäuschung kommen. Man muss sich allerdings von den alten Zeiten, gemeinsam mit Nightwish, trennen. Tarja spielt ihren eigenen Stil, gekonnt…!!! Mit einer Stimmgewalt, die ihres Gleichen sucht. Der Abend war ausschließlich ihren eigenen Songs gewidmet. Wer Songs der Ära Nightwish erhoffte, der wurde leider enttäuscht. Dennoch ein musikalisches Hoch.
Langsam rückt auch für den Freitag der Höhepunkt näher. Denn im Anschluss stehen Blind Guardian auf dem Programm. Denkt man an die letzten Auftritte in Wacken, so dürfte jetzt schon klar sein…der mittlerweile schlammige Boden wird umgepflügt. Eine Pause ist nicht drin. Anstehen und warten in der Schlange von weiteren Fotografen bis der Startschuss fällt. Und wieder bleibt auch bei dieser Show nur ein Fazit übrig. Genial und großartig! Wie schon in vielen Gigs an den letzten zwei Tagen, sind auch Blind Guardian zur Höchstform aufgelaufen. Allen voran Hansi Kürsch, der mit Biff oder Gino im absoluten stimmlichen Wettstreit lag.
Der letzte Tag an diesem Wackenwochenende begann leider recht unfreundlich. Hatte sich das Wetter über die vergangenen Tage redlich gehalten, so zog an diesem Tag ein Unwetter größten Ausmaßes auf. Die Welt ist buchstäblich untergegangen. Heftigster Starkregen und Hagelschauer mit Sturm suchten das Gelände heim. In einem dermaßen Ausmaß, das Seitens der Veranstalter die angereisten Fans gebeten wurden, anderen Fans Unterkunft und Schutz in Zelten und Autos zu gewähren. Da war es wieder …das Gefühl füreinander, miteinander.
Leider war in diesem Jahr für mich das W:O:A 2016 schon am späten Samstagnachmittag aus beruflichen und privaten Gründen zu Ende. Mit viel Wehmut… Dadurch fielen Bands wie Symphony X, Dragonforce, Therion, Metal Church und nicht zu vergessen, die großen der 80er Twisted Sister, na ja, fast buchstäblich ins Wasser.
Fazit des W:O:A 2016…Wacken ist immer eine Reise wert. Oder anders ausgedrückt; es gibt drei Feiertage im Jahr, Ostern, Weihnachten, Wacken…!!!! Sicherlich wird es immer wieder Situationen geben, die eine Verbesserung notwendig machen. Aber wer fast zwanzig Jahre hier zu Gast ist, der weiß das unendlich viel getan wurde. Und eines sollte man schnell vergessen, den immer wieder auftauchenden Slogan, es sei nicht von Fans für Fans. Eben doch, denn so ist das W:O:A einmal entstanden. Nur eins vergesst nie. Alles hat seinen Preis. Und überall Duschcamps, feste sanitäre Einrichtungen, Supermärkte, Unterstützung der Newcomer und last but not least die großen Acts…das kostet auch Geld. Zuzüglich Gema, Künstlersozialkasse, Bühnentechnik, Energiekosten, sowie Mindestlohn für den gesamten personellen Auffand vor und nach dem Festival. Vielleicht sollte der Eine oder Andere, der sich gerne schriftlich beschwert, einmal darüber nachdenken. Besonders Diejenigen, die ihren gesamten Hausstand, nebst Sofas, Kühlschränken und Müll, auf dem gesamten Gelände verteilen. Klar herausgesagt…das ist kein METAL!!!!!! Das kostet nur unnötiges Geld, denn was ihr hinterlasst, dafür zahlen andere die Zeche.
Wacken 2016 ist Geschichte, aber das nächste Wacken kommt
In diesem Sinne
We see us “ rain or shine”