„Unter neuer Leitung – Alles anders“ hätte der Slogan des diesjährigen MV Metal Meetings sein können. Nachdem sich der Initiator des letzten Jahres aus der Veranstaltungsreihe zurückgezogen hat, richtete der Verein für Kultur durch Musik nun ohne ihn das Festival aus. Die Idee im letzten Jahr war ja die, dass sich in Kölln nur Bands aus Mecklenburg Vorpommern treffen und sich für die lokalen und zugereisten Leute den Arsch abspielen. Dieses Jahr wurden nun auch erstmalig Bands außerhalb MVs und auch außerhalb Deutschlands gebucht.
Aus dem MV Metal Meeting wurde nun ein MV Metal Meeting. Mit anderen Worten, es treffen sich jetzt nicht nur noch ausschließlich Bands aus Meck Pomm aber, man trifft sich nun jedes Jahr in Meck Pomm, um sich bei wirklich ausgelassener Stimmung, tollen Leuten, einer umwerfenden Location und den besten Underground Bands die sich so tummeln die Zeit zu vertreiben. Zum anderen war die Zeltplatzsituation neu in diesem Jahr. Konnte man letztes Jahr noch direkt neben der Scheune zelten, so war es dieses Mal etwas weiter zum Schlafplatz. Der Zeltplatz befand sich ungefähr 400 Meter von der Scheune entfernt, bot dafür jedoch ein anständiges Wasserklosett und Duschen. Obendrein gab es dort noch einen Kiosk, an dem man sich mit Essen und warmen, wie kalten Getränken versorgen konnte. Ganz große Klasse! Das gibt dem Festival eine ganz neue Wendung und wird in den kommenden Jahren bestimmt noch ausgebaut und verfeinert. Soviel zu den groben Änderungen. Weniger Änderungen gab es in der Running Order. Es waren doch eine ganze Menge Bands, die sich dieses Jahr wiederholt haben. Halb so wild, Schwamm drüber, Fünfe mal gerade sein lassen…
Kommen wir nun zur eigentlichen Veranstaltung. Das 2. MV Metal Meeting beginnt am 25.05.2017 und endet am 28.05.2017. Hierbei ist zu erwähnen, dass es sich bei dem 25.05 um den Herrentag handelt. Nun ja ich selber bin kein Freund von kalendarisch vorgeschriebene Saufdaten und/oder Spaßbefehlen durch irgendwelche bestimmten Tage, jedoch ist es mir bewusst, dass viele diesen Tag nutzen um sich mal so richtig gehen zu lassen. Eben dieses Gehenlassen lässt sich dieses Jahr natürlich super mit dem Metal Meeting verbinden, zumal an diesem Abend die trinkfesten Dänen von Lipid die Headliner sind. Unteranderem spielten an diesem Tag noch Hollidays In Hell, Discharged As Cured, Born In Disorder, Godzkill und Influence. Wie gerne wäre ich auch vor Ort gewesen und hätte mich ins Getümmel gestürzt und mir all diese mitunter großartigen Bands angesehen! Jedoch bin ich an diesem Vatertag in erster Linie ein Vater und bleibe Daheim um die Kinder zu hüten, bedingt durch ungünstige Arbeitszeiten meiner geliebten Frau. Da ich selber nicht da sein konnte wurde mir jedoch folgender Text übermittelt um den Abend zusammenzufassen:
„also godzkill waren schon fett und alle fragten, was soll und kann da noch kommen ...und es kam lipid und verteilten sengende ohrfeigen an alle ....influence haben dann den sack zugemacht um mit dem größten zur verfügung stehendem knüppel draufzukloppen bis alle nackenkatzen tod waren“
Das lasse ich mal so im Raum stehen und wir gehen gleich über zum…
Freitag:
Nachdem ich von meinen väterlichen Pflichten für die kommenden Tage entbunden bin, mache ich mich mit Herrn F. auf den Weg nach Kölln. Ein kurzer Zwischenstopp an einem Konsum ist noch drin, damit der Gewinner der Kiste Bier, von unserer Verlosung, nicht leer ausgeht. Also schnell rein, Bier geholt, paar Dinge zum drauf rum kauen und ab geht’s! Nach einer relativ kurzen Fahrzeit (Relativ weil wir so hibbelig waren endlich da zu sein. Es kam uns ewig vor!) steht man auch schon bei der Scheune und bereitet sein Nachtlager vor. Dabei wird feierlich an einem Gin genuckelt und die Lage sondiert. Als erstes fällt der wenige Zulauf auf. Es kommt einem vor, als würden sich nur die Bands auf dem Platz bzw. in der Scheune aufhalten. Hier offenbart sich eben der Schwachpunkt, wenn der Zeltplatz so weit weg ist. Niemand kommt mal eben schnell vorbei. Es dauert dann eben bis sich der Trupp in Bewegung setzt und alle mit ihren müden, kaputtgefeierten Knochen zur Scheune schlurfen.
Die ersten beiden Bands habe ich leider verpasst, wobei ich von Red Poison noch die letzten beiden Songs sehen konnte. Von denen hätte ich gerne mehr gesehen! Jesters, die davor spielten hätte ich auch gerne gesehen, jedoch war es eben zeitlich nicht möglich. Immer die alte Leiher, Hände schütteln Schultern klopfen, Betrunkene grüßen und so weiter, bis dann Discreated die Bühne entern.
DISCREATED waren letztes Jahr noch etwas verhalten, was ihre Performance angeht. In diesem Jahr haben sich aber mächtig einen losgelegt. Ganz klar ein Schritt nach vorne! Wenn sich das Jahr für Jahr kontinuierlich so weiterentwickelt, dann hauen die einem in 4 Jahren den Schädel ein. Was mir sehr gut gefiel war der dreckige Gitarrensound. Schön rotzig, aber leider viel zu leise.
Gleich danach kommen die heimlichen Headliner des Festivals, CADILLÄC BLOOD. Mit ihrer grundsympathischen Art haben die Jungs und das Mädel die Leute sofort fest im Griff. Nachdem im letzten Jahr das Publikum noch sehr verhalten war, ging dieses Jahr ordentlich die Post ab. Auf der Bühne macht Andreas noch immer die meiste Arbeit alleine, jedoch drücken CADILLÄC BLOOD heute mehr, da sie sich um eine zweite Gitarre erweitert haben. Unterstützt werden sie, wie auch in letztem Jahr durch Theo von Godzkill. CADILLÄC BLOOD haben 2017 ihr Set auch um eine neue Coverversion erweitert. Volbeats „Guitar Gangsters & Cadillac Blood“ ist von nun an hoffentlich fester Bestandteil der Show!
Nun wird die Bühne frei für DETERMINATION. Auch DETERMINATION waren letztes Jahr schon vertreten und so fühlt sich der Tag wie ein Déjà-vu an. Macht nix, DETERMINATION bügeln mir die Flausen gleich wieder aus dem Kopf. Fett, laut aber leider etwas kopflastig, ballern sie durch die Scheune. Auch hier gab’s Änderungen an der Gitarrenfront. Steffen wurde durch Diemo ersetzt, der seine Axt vorher bei Ally The Fiddle schwang. Das nenn ich mal einen Stilwechsel.
Als Vorletzte entern ASHES die Bühne. Die Polen hauen den moschenden Nasen vor der Bühne ein ordentliches Brett entgegen. Leider bekomme ich von ASHES nur den Schluss mit da ich mich zu einem Plausch im Freien habe hinreißen lassen. Ich gelobe Besserung und werde ASHES beim nächsten Mal meine volle Aufmerksamkeit schenken!
Eine weitere Wiederholung kommt mit TRAIL OF BLOOD. Die Jungs haben mich schon im letzten Jahr beeindruckt und ich bin froh, dass sie wieder dabei sind! Eine volle Thrashbreitseite auf hohem Niveau! Ich bin nicht der Einzige, dem die Qualität der Band auffällt, die Party ist in vollem Gange und die Buben werden aufs Äußerste gefeiert. Noch während des TRAIL OF BLOOD Gigs überkommt einen dann aber doch die Schlappheit, bedingt durch den langen Tag, und auch dem Bier möchte ich eine gewisse Teilschuld geben.
Mit besagten Herren F. begebe ich zu unserer Wagenburg. Eine halbe Zigarette später liegen wir auch schon in dem jeweiligen Transporter und sägen Bäume.
Sonnabend:
Der Sonnabend beginnt, danke einer vollen Blase und der knallenden Sonne schon um 7.30 Uhr. Das ist mir eindeutig zu früh, jedoch ist an weiterschlafen nicht zu denken und so richte ich mein Haar, bürste mir die Gusche aus und schlendere über den Platz um zu sehen wen es noch so früh aus den Federn gehoben hat. Ich werde fündig und finde mich, bei Kaffee und bester Laune, vor der Scheune ein, zu einem Austausch mit Mirko und Siggi von der Köllner Rockscheune und Organisatoren des ganzen Spektakels. Diese sehr sympathischen und herzlichen Menschen, sind mit Leib und Seele dabei und freuen sich schon auf das nächste Jahr, wenn die Scheune zum dritten Mal zu einem Metal Meeting in MV einlädt. Sie verraten auch, dass Trail Of Blood am gestrigen Abend den Hammer noch richtig haben kreisen lassen. Das Set wurde beendet, mit den unterschiedlichsten Muckern aus dem Publikum, Party auf der Bühne und wildes Acting davor. Die Kuh flog also noch!
Gestärkt durch Kaffee wandere ich zurück um mich über den Verbleib von Herrn F. zu informieren. Jener Herr F. verweilt noch in seinem KFZ und deutet direkt an, dass ab einem bestimmten Alter der unverantwortungslose Genuss von alkoholischen Getränken für Körper und Geist nicht mehr von Vorteil sind. Er unterstreicht seine Behauptung indem er neben das Auto bricht. Kurze Zeit später verlässt mich mein Spannemann, aufgrund heimischer Verpflichtungen, und ich stehe alleine da. Bleibt nun zu überlegen, was man bis 16 Uhr anstellen soll?! Nebenan spielen schon oder noch, ich bin mir nicht sicher, Cadilläc Blood ein Zeltplatzkonzert. Das ist mir aber zu viel Freude und Geselligkeit am frühen Morgen, daher entscheide ich mich nicht daran teilzunehmen und bewege mich auf mir vertraute Zelte zu, in der Hoffnung dort coole Typen zu finden. War leider nur John da aber egal. In diesen Moment wird mir wieder bewusst wie sinnvoll doch eine schöne Mütze wäre um sich vor der Sonne zu schützen. Das Ding brennt ohne Erbarmen und ich Idiot habe den Hut vergessen. Ja man möchte meinen ich wäre schlauer und würde aus dem Fehler des letzten Jahres lernen, aber nein, ich bin blöd genug den verkackten Hut zu vergessen. Nun sitz ich wieder hier und fluche in ums andere Mal ob dieser Situation. Die Zwangspause bis zur ersten Band nutze ich dann trotz der Sonne und begebe mich einmal zum Zeltplatz der sich am anderen Ende vom Dorf befindet (Bands, Presse und ähnliches Gesindel durften bei der Scheune zelten). Der Ausflug ist beschwerlich und lohnt kaum, bis auf das oben beschrieben Wasserklosett. Zum Glück begleitet mich Fräulein M. und so wird es wenigstens nicht so öde beim Verbrennen unterwegs. Der Zeltplatz selbst ist mit sage und schreibe 8-9 Zelten bewohnt. Eine lächerliche Anzahl an Leuten für diesen großen Platz. Da hier auch nicht gerade der Bär steppt, begeben wir uns zurück zur Scheune und hoffen darauf, dass der Grill bald angefeuert wird. So allmählich macht sich der Hunger breit und die Bratwürste an der Scheune zählen zu den größten und leckersten Bratwürsten die ich kenne! Überhaupt ist die Scheune vom Preisleistungsverhältnis wieder mal bestens aufgestellt! Die Wurst, gefühlt 30 cm lang bekommt man für 2,50 €. Bier wechselt ebenfalls für 2,50€ die Tresenseite. Einziges Manko ist das begrenzte Ernährungsangebot. N Steak wäre der Wahnsinn gewesen.
Die Zeit zieht sich wie ein Kaugummi, doch ist das Warten dann auch endlich vorbei und es geht weiter auf der Bühne.
Heute eröffnen BETRAY THE COLOSSUS. Das letzte Mal habe ich sie im Mosaik in Neubrandenburg gesehen, dort noch mit einer anderen Besetzung und weitaus weniger Feuer im Arsch. Der neue Sänger und auch der neue Gitarrist sind wie eine Turbozündung für die Band! Die ganze Mucke ist druckvoller und lebhafter als beim letzten Mal. Blöd nur, wenn dann die Technik nicht so will, wie sie soll. Wenn noch etwas mehr Flow in die Sache kommt und die Jung untereinander etwas besser eingespielt sind, was nur klappt, wenn man ein beständiges Lineup hat, dann knallt es bald noch richtig bei denen.
Um eins vorweg zu nehmen, der Sonnabend besticht mit einer ausgezeichneten Auswahl an Bands! Für mich unbekannte Namen, was nichts bedeutet, jedoch qualitativ so gut, dass es ein Trauerspiel ist, dass sich nur 10 Leute vor der Bühne aufhalten und all dieser geile Scheiß mehr oder weniger umsonst verblasen wird. Ich hätte den Bands so viel mehr Publikum gewünscht!
ELKAAR sind eine der Bands die mich musikalisch umgehauen haben. Punktgenau und mit so viel Hingabe gespielt das es mich richtig verzückt. Stilistisch eher schwer zu umschreiben, wie ich finde, da sich anscheinend auch ELKAAR eher als Wanderer zwischen den Stühlen sehen, als sich irgendeinem bestimmten Genre versprochen. Hut ab! Ein Fan mehr…
Danach dann VIOLAND. Hier wird geklotzt und kein bisschen gekleckert! VIOLAND drücken richtig heftig und machen keine Gefangenen. Das ist witzig, und zwar deshalb, weil sie sich selber in County Jail Overalls auf die Bühne begeben. Zu hören bekommt man guten Metal mit teils zu hohen Lagen für den Sänger aber immer aus dem Herzen und um keinen Spaß verlegen. Das müde Publikum wird auch erst dann munter, als VIOLAND die Damen in der Scheune bitten auf die Bühne zu kommen und die Band bei ihrem Billy Idol Cover „Rebel Yell“ tänzerisch zu unterstützen. Von hier an ist auf und vor der Bühne endlich wieder richtig Leben eingekehrt.
Nach Violand sind dann INFECTED UNION an der Reihe. Vielen wohl bekannt unter dem Namen Ambrace, entern sie nun unter neuem Namen aber mit alten Songs und alter Besetzung die Bühne. Thrash Metal vom Feinsten! Knallt, rollt, ist laut!
Der für mich letzte Band des Abends ist dann PORTA INFERI. Bevor die Neubrandenburger alles in Schutt und Asche legen, gibt es noch eine kleine Ansprache seitens der Veranstalter, die mit Dank um sich werfen und mit tobendem Applaus abgefeiert werden. Auch heute werden sie wieder mit einem Ersatzdrummer spielen und diesmal auch ohne zweite Gitarre. Die beiden sind zeitlich verhindert und so gibt man eben nur halb Fahrt voraus auf den Gitarren. Schon bei ihrer Release Party half ihnen Ulli von Mytnorr aus. Damals wie heute hat er einen klasse Job gemacht und PORT INFERI hauen eine Schneise in die nun volle Scheune. Mosh und Circle Pits entstehen. Es ist richtig was los und die Luft brennt. Ein musikalischer Arschtritt der sich gewaschen hat!
Nachdem Porta Inferi fertig sind, beginne ich meine Verabschiedungsrunde. Wer zu spät kommt geht zuerst…oder so. Leider muss ich los, da mich am nächsten Morgen schon wieder familiäre Verpflichtungen rufen. So verpasse ich Perverse, bei denen ich mich hiermit höchstoffiziell für mein Fehlen entschuldigen möchte. Witam Pith, Hello guys zboczeńców! Niestety dla mojego wcześniejszego wyjazdu. Następnym razem!
Außerdem gehen mir noch Bonjorno Johnporno durch die Lappen.
Ich resümiere:
Trotz der konzeptionellen Änderung, den wenigen Leuten, der fies brennenden Sonne, meinen zeitlichen Querelen und der vielen Wiederholungen in der Running Order, war es mir wieder eine Freude dabei und vor Ort seinen zu dürfen! Es war ein von vorne bis hinten gutes, friedliches und mit Leidenschaft geplantes und durchgeführtes Festival. Es ist eine Schande, dass sich nicht mehr haben blicken lassen! So bleibt nur zu hoffen, dass sich in den nächsten Jahren ein Aufwärtstrend erkennen lässt, der dieses kleine und wunderbare Festival weiterleben lässt!
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