Berlin Hasenheide, an einem schönen, spätsommerlichen Abend herrscht ein reges Treiben vor dem altehrwürdigen Huxley’s. Neben den üblichen Passantenströmen die sich an der Halle vorbeischieben, tummeln sich schon die ersten Karten An und Verkäufer, Flaschensammler sowie Scharen von Rock und Metal Fans auf dem Areal umher. Bochums finest, AXEL RUDI PELL machten an diesem Abend, im Zuge ihrer Tour zum 25-jährigen Jubiläum, Halt in der Hauptstadt. Dabei fällt auf, dass der Altersdurchschnitt an diesem Abend recht hoch ausfallen wird. Mindestens um die 40. Pell-Fans sind eben treue Seelen. Ein paar Stunden später ist es soweit. Bei eingeschaltetem Saallicht und mit guten aber nicht zu lautem Sound entern REBELLIOUS SPIRIT die Bretter. Die Süddeutschen Hardrocker stellten ihre neue CD „Obsession“ vor. Die noch recht junge Band punktete mit einer professionellen, spielfreudigen Performance, gaben sich publikumsnah und erfrischend selbstironisch: Fronter Jannik maulte sich fast nebst Klampfe in den Fotograben, konnte dies aber gut überspielen. Ein sympathischer Auftritt, auch wenn die Songs sich (noch) nicht zwingend im Ohr festsetzten.
Das sieht beim Chef im Ring naturgemäß schon anders aus: Das Saallicht erlischt, das Intro läuft und die randvolle Halle begrüßt ihre Helden, die nach und nach ihre Plätze auf der Bühne einnehmen. Besonders spannend war die Frage wie sich Sänger Johnny Gioeli schlagen würde. Hieß es doch im Vorfeld, er sei gesundheitlich etwas angeschlagen und fühle sich nicht so. Beim Eröffnungs-Doppelschlag „Nasty Reputation/Strong As A Rock“ sprintet der Mann auf die Bühne und hat das Huxley’s sofort im Griff! Die gesamte Band ist glänzend aufgelegt und zockt Ohrwürmer wie „Edge Of The World“, „Before I Die“ und „Oceans Of Time“ mit einer scheinbaren Leichtigkeit herunter, dabei Späße und Schabernack treibend. So kippt Axel, geschmackssicher in weiße Mantaletten gekleidet, grinsend hinter Johnnys Rücken seinen Mikroständer um. Dieser lupft selbigen mit dem Fuß wieder zurück in die Waagerechte. Spielfehler? Fehlanzeige! Beim anschließenden Keyboard-Solo verzichtet Ferdy auf Angeber Tastensport und drückt viel lieber abgefahrene Soundscapes in die Menge. Sieht cool aus und klingt extrem!
Nach „Into The Storm“ ist der neue Mann an den Kesseln, kein Geringerer als Bobby Rondinelli, an der Reihe zu solieren. Dabei fällt auf, dass er einen Mike Terrana nur bedingt ersetzen kann. Im Gegensatz zu Mikes Donnerwettern konnte man Bobbys Solo als solide bezeichnen. Dennoch, das ist meckern auf hohem Niveau! Da bei mittlerweile 16 Studioalben die AXEL RUDI PELL mittlerweile veröffentlicht haben es schwer sein würde jeden Songwunsch zu berücksichtigen, wurden einige Songs in Medley-Form gespielt. Zwischendurch wurden coole Jams eingebaut, in denen sich Axel und Ferdy Gitarren und Keyboard Duelle lieferten. Spätestens bei der Zugabe „Masquerade Ball“/ „Casbah“ hielt es selbst den Rollstuhlfahrer hinter mir nicht mehr in seinem Gefährt. Begeistert brüllend zog er sich am Zaun hoch, eine Gruppe Mädels headbangte wie von Sinnen (die grauen Matten der betagten Besucher hingegen behielten ihre fluffige Fallform auf dem Köpfen ihrer Besitzer.) AXEL RUDI PELL wurden zu Recht gefeiert und beim Blick auf die Uhr stellte man fest die Band hatte über zwei Stunden gespielt. Berlin wurde Zeuge einer routinierten, professionellen Rockshow die trotz allem noch Platz für Spontanität und Lockerheit bot. Johnny behielt Recht: „Hey Hey My My, Rock n´Roll Will Neve Die".
Axel Rudi Pell Huxleys Neue Welt Berlin 30.09.2014
Text: Thomas
Bilder: Scheuermann