Heute geht es auf zu Brujeria, nach Rostock! Die „Mexikaner“ haben mich zu seiner Zeit, in Wacken, schwer enttäuscht. Dank des miesen Sounds und ihrer Tanzeinlagen auf der Bühne, konnte ich ihren Auftritt nicht sehr ernst nehmen und ging eher verzweifelt, als positiv geschockt, weg. Heute soll alles anders werden! Schon allein die Fahrt nach Rostock ist vielversprechend. Die Reisegruppe setzt sich aus sechs Herren zusammen, die sich schon auf der Fahrt den richtigen Pegel antrinken, um dann, im M.A.U. Club, gebührend zu feiern. Naja, fünf von ihnen, einer muss fahren…ich natürlich. Wie das immer so ist aber so habe ich die Chance, den ganzen Mist mit zu erleben, den die Typen anstellen. Natürlich bin ich da diskret und lege den Mantel des Schweigens über die Geschehnisse des Abends, lediglich die Bands sollen hier zum Tragen kommen!
Leider kommen wir zu spät und verpassen somit die erste Band des Abends. Die Umbaupause wird aber gleich genutzt, um sich einmal umzusehen. Der Laden ist verdammt leer, was aber wohl daran liegt, dass heute Sonntag ist und der größte Teil Rostocks lieber den Tatort guckt, als Brujeria und ihre Gäste zu supporten. Nun denn, Bier geholt und auf geht’s, vor die Bühne um den Kanadiern Aggression zu lauschen. Es handelt sich bei der Spielweise der Band um Thrash Metal und musikalisch überzeugen sie auf ganzer Linie. Der Sound ist ordentlich und bis auf kleinere Misstöne, die Höhen betreffend, kann man sich nicht beklagen. Die schon in die Jahre gekommen Herren geizen nicht mit flinken Songs und lassen spielerisch Kinnladen nach unten klappen. Beeindruckend sind unteranderem die oft Blues-lastigen Soli, die mir sehr zu gefallen wissen.
Dritte Band heute Abend und zweite für mich sind Venomous Concept. Geiler Scheiß! Abgesehen davon, dass Shane hier schon mal die Bühne testet, bevor er mit Brujeria dran ist, fällt einem der 50-jährige Mann auf, der sich die Seele aus dem Leib schreit. Barfuß und mit Cowboyhut, hinterlässt er einen bleibenden Eindruck. Punktsicher bringt er seine Stimmenbänder zum Beben und erheitert uns mit unterhaltsamen Ansagen. Auch Shane lässt sich zu einem losen Geplapper hinreißen und so wird der Auftritt von Venomous Concept nicht nur musikalisch n Killer, sondern auch sehr unterhaltsam und kurzweilig. Davon hätte ich gerne noch mehr gesehen!
Nach einer etwas längeren Umbaupause, gemessen an denen davor, geh es nun weiter mit Brujeria. Ich habe, wie gesagt, so meine Erfahrungen mit ihnen machen können und war bis jetzt nicht so begeistert. Als es dann losgeht, fällt mir zuerst auf, dass Brujeria nur noch aus fünf Leuten bestehen, anscheinend. Neben den beiden Krawallmachern am Mikro, sind noch Shane dabei, sowie ein Gitarrist, den ich nicht zuordnen kann und der Schlagzeuger. Ich hatte mit weit mehr Leuten gerechnet. Wahrscheinlich liegt’s an den Kosten, die es zu sparen gilt, auf so einer Tour und wenn ich mir anschaue, wie wenig Leute hier sind, kann ich es nachvollziehen. Auch in der Sparversion, sind Brujeria druckvoll. Die beiden Sangesbuben sind nur leider nicht gut bei Stimme und anscheinend auch irgendwie eingerostete was das Spiel mit dem Publikum betrifft. Was sie aber mal wieder können ist, mit ihren Armen Häuschen zu bauen (auch wenn es ihrer Meinung nach was Anderes bedeuten soll). Mir fehlt mal wieder der böse Touch, das wilde und gefährliche, was ich erwarte, wenn ich zu einer Brujeria Show gehe. Nun, man ist eben keine 30 mehr und das Tourleben wird seinen Tribut zollen. Nach einigen Songs wird es jedoch zunehmend aktiver. Auf und vor der Bühne. Publikum und Band sind nun, nach einer kurzen Gewöhnungsphase, wohl warm geworden miteinander und pushen sich nun gegenseitig. Auf einmal sind doch wieder alle unter 30 und beginnen wie wild vor der Bühne abzugehen. Haare und Bierbecher fliegen, Glatzen wippen, andere Personen werden mit einbezogen, ob sie wollen oder nicht. Ne schöne Sause die sich da abspielt! Am Ende werden auch die lauten „Matando Güeros“ Rufe mit eben diesem Titel bedacht. Während die beiden da oben sich große Mühe geben die Meute anzufeuern und den Rest aus ihnen rausholen, holen sie ihre Macheten raus und sind endlich mal die fiesen Typen, für die man sie eigentlich hält. Drohgebärden in Richtung Publikum, sowie Schläge gegen alles was sich auf der Bühne befindet. Dieser Song ist so wie ich mir das ganze Konzert gewünscht hätte, rau, brutal, laut, gefährlich!
In Rostock haben Brujeria mich also dann doch überzeugen können und ich weiß nun das sie auch übel sein können und nicht nur zahme Kifferboys. Danke für die Belehrung!