Das Nazareth Konzert in meiner Heimatstadt Neubrandenburg, soll dieses Jahr den Abschluss des Konzertjahres bedeuten. Umso mehr freue ich mich, dass ich diesen Abend mit Freunden genießen kann ohne, dass man sich den Strapazen des Reisens hingeben muss, außer einer 10-Minütigen Taxifahrt.
Das sich Größen des Rock n Roll Geschäftes nach Neubrandenburg verirren, hat man nicht oft. Als wir gegen 18.30 Uhr bei der Stadthalle ankommen, ist von dem späteren Andrang auf das Nazareth Konzert noch nichts zu merken. Ein paar Nasen tummeln sich bei der Stadthalle rum und suchen Schutz unter den schmalen Dächern vor dem eintretenden Schneefall. Als erstes fällt einem auf, dass hier ein Getränkewagen allen Wartenden fehlt und helfen würde, die Wartezeit zu verkürzen. Ein Glühwein böte sich an oder eine Bratwurst, wie laut aus der Menge zu entnehmen ist. Die Verköstigung der Fans vor und nach dem Konzert, woanders Gang und Gebe, hier noch stark ausbaufähig! Der Einlass um Punkt 19.00 Uhr gestaltet sich als unkompliziert und reibungslos. Nachdem ich meine Karte bekommen habe, gebe ich schnell meine Jacke an der Garderobe ab und will in die Halle. Der Herr von der Security fängt mich jedoch am Eingang ab und weist mich höflich darauf hin, dass ich die Kamera nicht mit reinnehmen darf. Ich sage ihm, dass ich eine schriftliche Erlaubnis habe Fotos zu machen, von der Firma die diese Tour veranstaltet. Er sagt noch einmal, dass es mir dennoch nicht erlaubt ist, den Fotoapparat mit reinzunehmen, weil der örtliche Veranstalter das nicht wünscht. Okay, wer bin ich denn mich mit dem jungen Mann anzulegen und rum zu diskutieren, er tut auch nur wie ihm geheißen und so bringe ich meinen Kamerarucksack eben auch zur Garderobiere. Dies ist der zweite negative Punkt dieses Abends. Natürlich werde ich in schriftlicher Form über den Abend berichten, aber mit Fotos wäre es doch um einiges schöner gewesen. Nicht wahr?!
In der Halle angekommen steht dem erfahrenen Rockkonzert-Gänger der nächste Schock bevor. Der Saal ist bestuhlt! Aufgeteilt in „Parkett A“ und „Parkett B“, stehen, bis tief in die Halle hinein, Stühle. Na, da bin ich ja mal gespannt, wie hier die Stimmung ist, auf diesem Konzert!
Bevor das Konzert beginnt, kommt ein Herr auf die Bühne und macht den Sitzkartenbesitzern noch klar, dass man sich beim Bedrucken der Karten vertan hat. Auf den Karten steht links und rechts und nicht Parkett A oder B. Dies sorgte wohl für Verwirrung und so musste er noch darüber aufklären, wo links und wo rechts ist…anstatt die Schilder zu tauschen die vorne hingen, bevor die Leute den Saal betreten. Unangenehm und an straffer Organisation total vorbei.
Den Anfang macht der Schweizer Luke Gasser. Er dominiert die Bühne nicht nur mit seinem äußerst üppigen Haarwuchs, sondern nimmt sie auch zu Fuß ein und wandert die Bretter, die die Welt bedeuten, auf und ab. Musikalisch ist Luke Gasser nicht gerade eine Bombe. Schrummeliger Rock mit wenigen Höhepunkten zieht 40 Minuten an einem vorbei und schon jetzt wird einem klar, wie fehl am Platz die Bestuhlung ist. Die Party die man von einem Konzert dieser Art gewohnt ist, findet neben den Stuhlreihen oder dahinter statt. Das Sitzpublikum verschränkt die Arme oder legt die Hände brav in den Schoß und Applaudiert nur zwischen Songs oder wenn der Sänger sie auffordert. Der Sound vor der Bühne ist bei Luke Gasser nicht zu beurteilen, da ich zu diesem Zeitpunkt nur seitlich stand. Schon hier wunderte ich mich, wie es sein kann, dass man vor den mannshohen Boxen nur 2 Meter weiter Stühle hinstellt und jemandem zumutet dort 2 Stunden zu verbringen.
Nun, endlich ist es dann soweit für die Headliner, die diesen Abend mit dem Publikum ihr 50-jähriges Bühnenjubiläum feiern wollen. Wollen trifft es die ersten 20 Minuten total. Sänger Carl Sentance macht von der ersten Minute an klar, dass er eine Party feiern möchte. Dieser Aufforderung kommen zwei junge Damen nach und bewegen sich vor die Bühne, ohne die nötige Legitimation. Sie haben doch tatsächlich die Frechheit inne, sich bei einem Rock n Roll Konzert vor der Bühne aufzuhalten und zu tanzen. Das wird nicht gern gesehen und so wird die Security aktiv und verweist die beiden Damen. Nur kurze Zeit später, bewegen sie sich wieder vor die Bühne und diesmal nicht alleine. In der ersten Reihe stehen zwei Herren auf und tuen es den Mädels gleich. Sie stellen sich vor die Bühne und feiern die Musik. Wieder wird die Security aktiv und drängt die Damen zurück und die Herren auf ihre Plätze. Nun wird’s albern, aber auch interessant! Immer mehr Leute bewegen sich zur Bühne, nicht nur, weil Carl noch immer möchte, dass man feiert und sich Richtung Bühne bewegt. Nein, so langsam wird allen klar, dass es großer Schwachsinn ist, die Fans zurück halten zu wollen, die einfach nur da sind um die Musik zu feiern und sich nicht darum scheren ob Inge Schnösel dann evtl. nicht so gut sieht, in der fünften Reihe. Inge kann gerne mit nach vorne kommen und die Musik wirklich live vor der Bühne miterleben und fühlen. Auch ich begebe mich jetzt direkt vor die Bühne, aller Security zum Trotz. Was soll das? Siehe da, steter Tropfen höhlt den Stein und Mr. Sentance gibt von der Bühne aus bekannt, dass der Veranstalter nun damit einverstanden ist, dass man sich vor der Bühne aufhält. Die Verwirrung über diese Situation steht ihm ins Gesicht geschrieben und es wird auch für ihn keine alltägliche Situation gewesen sein. Zur Belohnung und als Siegesreaktion gibt’s High-Fives von der Bühne und ein breites Grinsen vom Bassisten.
Musikalisch ist der Abend jedenfalls gerettet. Nazareth sind sowas von grundsympathisch auf der Bühne und wirken als wären sie in den Jungbrunnen gefallen. Nach 50 Jahren (Okay, lediglich Pete Agnew ist noch original.) noch so viel Schwung zu haben ist klasse! In top Form und mit großem Eifer, bieten Sie einen großartigen Querschnitt durch ihr Schaffen und auch der Hit Song schlechthin, wegen dem wohl unsere liebe Inge Schnösel einzig und allein da ist, „Love Hurts“ kommt zum tragen und alle fallen sich vor der Bühne in die Arme und singen mit. Hat man sich doch den Platz da vorne schwer erkämpft, möchte man das natürlich mit den Mitstreitern auch gebührend feiern! Nachdem die Bands sich unteranderem an ihren Instrumenten austobte, sich für die Fans einsetzte und noch einige Lobhudeleien auf das deutsche Bier abgelassen hat, verlassen sie nur kurz die Bühne und kehren für einen Zugabenblock zurück der „Silver Doller Forger“, „Where Are You Now“ und „Go Down Fighting“ beinhaltete. Glüglich und friedlich verlasen alle die Stadthalle und schütteln noch immer die Köpfe, über den Verlauf des heutigen Abends…
Das übliche Fazit: Musikalisch war der Abend nach Luke Gasser ne Wucht! Organisatorisch und von der Weitsicht des Veranstalters her wirklich mies. Tanzverbot und Aufhalten vor der Bühne zu verbieten, ist echt seltsam und nicht okay. Da ist eine unangenehme Situation schon vorprogrammiert und ich weiß nicht was passiert wäre, hätte der „örtliche Veranstalter“ nicht eingelenkt. Die Security hat ihren Job gemacht und zwar ohne aufdringlich oder arrogant zu wirken. Gute Arbeit Jungs, für euer Anweisungen könnt ihr nichts.
P.S.: Während ich diesen Artikel schreibe, lese ich im Internet, dass sich Leute aufregen über den miesen Sound beim Konzert. Ich habe den Gig ja nun direkt vor der Bühne verbracht und kann das nicht wirklich beurteilen. Schlimm finde ich, dass der Veranstalter es hinbekommt, der Band selber einen Vorwurf zu machen, sie hätte schlechte Technik die schon in die Jahre gekommen ist und ob sie evtl. nur laut können. Herr Scholz (Verantwortlicher für die Stadthalle), die Technik wurde durch eine externe Firma gestellt, so wie ich das beobachten konnte und außerdem ist es echt nicht nett die Band schlecht zu machen, die man in sein Haus einlädt und die einem eine volle Hütte beschert hat. Hier zeigt sich wiedermal das Unverständnis und die oberflächliche Handhabung mit diesem Genre und ihren Fans und Musikern.