Negativ geblendet, von der Aufmachung, in der sich mir die CD darbietet (ein A4 kopiertes Blatt mit nem CD-Rohling drin) lege ich die Scheibe ein und erwarte eine miese Produktion und so, wie es eben der äußere Schein geradezu suggeriert. Dann der Schlag ins Gesicht ... Was hören meine Ohren denn da?
Nach den ersten Tönen knie ich mich erstmal nieder und verbeuge mich vor diesem A4-Blatt, hebe es in die Luft und frage es mit andächtiger Stimme, warum es erst jetzt in mein Leben tritt. Hinter diesem Blatt und der so unscheinbaren CD stecken vier Norweger, die es schaffen, eine so tiefe und mitreißende Musik zu machen, daß einem fast die Ohren schlackern. Ausgereift, bewegend, nicht langweilig, überraschend, geil! Aber gut, bevor ich mich weiter überschlage, sollte ich vielleicht mal was zur Musik sagen. Die Scheibe beginnt mit einem thrashigen Riff und läßt vermuten, daß es hier ordentlich zur Sache geht. Und was schleicht sich da ein? Ein kleiner Patzer am Schlagzeug? So möchte man es vermuten, doch nicht bei 66CRUSHER! Das holpernde Brett verwandelt sich sogleich in die schon eben beschriebene Musik, die einen mitnimmt in eine abgründige Welt aus Depressionen, Vergewaltigung, üble Sektenmachenschaften und Mord. Bis auf einige Thrash-Riffs ist dieser Output sehr ruhig gehalten, um nicht zu sagen doomig. Um gleich mal zu klären warum, umreiße ich kurz die Geschichte die hinter diesem Meisterwerk steckt. Es geht um ein junges Mädchen, welches von Kindestagen an von ihrem Vater mißbraucht wird und sich erst nach langer Zeit von ihm losreißen kann, um dann in die Hände einer Sekte zu fallen, die ihr Erlösung verspricht, aber wie soll es anders sein, auch hier wird sie vom Sektenboß nur gedemütigt und vergewaltigt. Traurige Geschichte, doch das Mädel läßt es sich nicht länger gefallen und tötet kurzerhand den Sektenchef. Wer jetzt denkt, „da hätte ich mir aber ne krassere Geschichte zurechtgesponnen“, der ist auf dem Holzweg, denn diese Story beruht auf einer wahren Begebenheit. Diese Begebenheiten in Musik zu kleiden und dabei die Geschichte schon allein mit ihren Instrumenten zu erzählen, ist ohne Zweifel schwer, nur nicht für die vier Jungs von 66CRUSHER. Ein tolles Stück Arbeit was einem hier geboten wird, Respekt!