Daß OVERKILL in ihrer dreißigjährigen Karriere schon immer zu den stärksten Live-Bands dieses Planeten gehörten, kann niemand der sich "Metal" nennt und bei halbwegs klarem Verstand ist, leugnen. Was auf der Bühne zutrifft, greift jedoch nur bedingt in der Diskografie der Thrash-Legende aus New Jersey. Licht und Schatten reihen sich gleichermaßen in die Veröffentlichungen der Band um Blitz und D.D. Verni ein. Zumindest für mich sind die ersten vier Alben mit dem ehemaligen Gitarristen, Bobby Gustafson, unerreicht. Album Nummer vier ("The Years Of Decay") reicht immerhin zurück ins Jahr 1989. Seitdem gab es Semi-Highlights ("W.F.O." '94, "The Killing Kind" '96, "Bloodletting" '00)und eben die anderen Platten, Live-Alben und Compilations. Seit 2010 scheint die Band aber wieder recht heftig von der Muse geküsst worden zu sein. Das schienen auch Nuclear Blast (Nein, wir werden nicht von ihnen bezahlt.) bemerkt zu haben und nahmen die Band direkt von Bodog Music in ihren Stall auf. Der Vorgänger "Ironbound" war schon ein krasses Brett mit geilen Songs, nun steht mit "The Electric Age" ein ebenbürtiger Nachfolger in den Regalen. Das Opening-Trio "Come And Get It", "Electric Rattlesnake" sowie "Wish you Where Dead" macht schonmal keine Gefangenen und stellt eine Steigerung von Song zu Song dar, hinsichtlich des (gefühlten) Tempos und der Griffigkeit der Kompositionen. Allein der Anfangsschrei von Blitz in "Whish You Where Dead" ist der Wahnsinn und für einen Sänger über fünfzig nicht das Normalste der Welt! Dröselt man das Album in seine einzelnen Bestandteile auf, sprich die einzelnen Songfragmente, wird klar daß hier lange an den Arrangements gefeilt wurde. Es gibt nicht eine einzige schwache oder nur "es-geht-so-das-muss-jetzt-passen"-Stelle. Wenn die genannten Parts in ihrer Zusammensetztung auch nicht immer den Nagel mit voller Wucht auf den Kopf treffen wie beim Eröffnungstrio, ist dies meckern auf höchstem Niveau. Denn OVERKILL haben es geschafft einer sehr starken Platte einen ebenso starken Nachfolger hinterher zu schieben, sich dabei treu zu bleiben (was sonst?!) und dabei ihren zweiten kreativen Frühling einzuläuten. Die Produktion ist höchst fett und dabei transparent. Selbst D.D.s Bass, sonst das lauteste Instrument im Sound, stellt sich, obwohl nach wie vor sehr gut herauszuhören, in den Dienst der Mannschaft. "The Electric Age" ist eine runde Sache und zerbröselt RUNNING WILDs "Shadowmaker" quasi im Vorbeigehen.
Bin auf die nächste OVERKILL gespannt!