Metalheads die sich für progressive und moderne Spielarten begeistern können, die mit traditionellem, metallischem Spielgut vermischt sind, sollten Raging Speedhorn schon seit ihrem ersten selbstbetiteltem Album aus dem Jahr 2000 im Auge haben. Die sechs Engländer verschmelzen unzählige Stilelemente in ihrer Musik, was es schwer macht sie in eine Schublade zu stecken, aber genau das werden sie wohl auch beabsichtigt haben. Mission erfolgreich! Aber dennoch werde ich mich daran versuchen die Musik zu beschreiben. Der Gesang kommt einem heiseren Keifen gleich und klingt wie der wütende Onkel Dagobert, der gerade die Panzerknackerbande beim Einbruch in seinen Tresor erwischt hat. Was allerdings nicht halb so nervig ist wie es jetzt klingen mag, wird die Sache doch durch einige gesprochene Passagen aufgelockert in denen viel Wert auf melodisches und eingängiges Leadriffing gelegt wird. Streckenweise schimmern leicht Einflüsse von Tool hindurch, auch bin ich geneigt zu behaupten, dass Bandintern auch gern mal Faith no More gehört wird. Wenn das rasende Nashorn allerdings in groovende Midtempoparts verfällt, sind diese Vergleiche wieder bedeutungslos. Bei diesen wird man nämlich in Hardcoregefilde entführt, nur um danach von verschrobenen und atmosphärischen Elementen wieder entrückt zu werden. Einige einzelne Riffs erinnern wiederum stark an Black Metal. So wird auf diesem Silberteller das gesamte Spektrum des Metals abgedeckt und verwurstet und das auf eine sehr authentische, eigenständige Art und Weise. Ich kann und möchte jetzt keinen speziellen Song des Albums empfehlen, da jeder einzelne komplett für sich allein steht. Für Metaller die sehr offen sind und nicht in Schubladen denken, ist dieses Album sicher eine Offenbahrung, allerdings fordert es den Hörer auch sehr stark. Wer hier Musik erwartet, die gleich beim ersten Durchlauf zündet, dem sei gesagt, dass er falsch gewickelt ist. Fazit: Ein sehr komplexes, geniales und hochdurchdachtes Album, dem man sich als wahrhaft musikinteressierter Mensch nur schwer entziehen kann.
P-R
- Band: Raging Speedhorn
- CD Titel: Before The Sea Was Built
- Genre: Hardcore, Punk, Heavy Metal
- Veröffentlichungsjahr: 2007
- Titelanzahl: 10
- Bewertung (?/10): 8